Private Stunden - kleiner Erfahrungsbericht eines Anfängers
Verfasst: 02.02.2006 11:45
Hallo,
nachdem Beate *wink* mich netterweise auf dieses Forum aufmerksam gemacht hat und ich hier jetzt schon viele brauchbare Infos zu Skikursen, Skischuhen und Ski gefunden habe, möchte ich mich mal mit einem kleinen Erfahrungsbericht "revanchieren", was die modernen Methoden mancher Skischulen betrifft...
Wir waren Anfang Januar mit unseren beiden Kids (2 & 4 Jahre alt) das erste mal im Winterurlaub. Weder meine Frau noch ich haben - trotz unseres fortgeschrittenen Alters als Mittdreißiger - bis dahin jemals auf einem Ski gestanden. Da wir dieses Schicksal unseren Kindern ersparen möchten , sind wir einfach mal losgezogen. Die Kinder sollten - wenn Sie denn möchten - einen Skikurs machen, die Eltern wollten langlaufen (skaten) lernen. Als wir unsere 4-jährige Tochter dann in der Skischule angemeldet hatten, fand ich es dann irgendwie schade mit ihr später nicht auch mal fahren zu können. Also, es stand fest, ein Skikurs muss für mich her. Ausrüstung geliehen und ab in die Skischule...
Leider gab es in der Saure-Gurken-Zeit in der 2. Januar Woche keine Anfänger Skikurse für Erwachsene in dieser Skischule, also habe ich mich auf Privatstunden eingelassen. Ich bin zwar ansonsten sportlich nicht ganz talentfrei und mein Trainingszustand ist auch nicht schlecht, vom Skifahren habe ich aber wirklich keine Ahnung - sieht man mal von Weltcuprennen am Fernseher ab...
Ich dachte auch, dass mein Gleichgewichtsgefühl vom Mountainbiken, inlinen und schlittschuhlaufen nicht das schlechteste ist und bin guter Dinge in die Skischuhe rein und ab in die Bindung.
Ach ja, was ihr vielleicht noch wissen solltet: Das Ganze fand im Tannheimer Tal statt, in einer alteingessenen Skischule, die Älteste am Ort. Unterrichtet wurde, wie ich heute dank dem Forum hier weiss, nach den traditionellen österreichichen Methoden...
Wer diese kennt, der weiss was jetzt kommt. Also ab auf den Anfängerhang zu den Kindern, ein bisschen Pflug und ein paar Meter "abfahren" geübt, das hat auch prima geklappt. Kurz bremsen geübt mit Hockeystop, das ging für mich recht einfach durch das Schlittschuhlaufen. Dann sollte ich Kurven fahren lernen und das Debakel nahm seinen Lauf...
Ich bin quer zum leicht abschüssigen Hang gefahren und sollte mich dann - vollkommen entgegengesetzt dessen was ich von Mountainbiken und Inlinen gewohnt bin - nach aussen in den Hang lehnen um die Kurve zu nehmen. Das wollte mein Innerstes jedoch partout nicht machen, egal was der Kopf sagte. Ich also immer kurz vor der Kurve (oder bevor ich ich den Tiefschnee oder den Kinderlift gefahren wäre... ) mit Querstop gebremst. Es folgten Übungen, die für mich alles aber nicht Skifahren waren, mit Hände auf das Talknie, extremes Verdrehen des Oberkörpers zum Tal hin, mal mit, mal ohne Stöcke. Das sah bestimmt lustig aus, meine Frau hat das Ganze aus sicherer Distanz auch ganz interessiert beobachtet...
Irgendwann - nach endlosen Versuchen - habe ich mich dann überwunden und habe die Kurve mehr schlecht als recht gekriegt. Zwischendrin fragte ich den Skilehrer - ein Österreicher in meinem Alter - immer mal wieder, ob das Ganze denn wirklich zielführend ist und ob man das SO lernen müsse. Er meinte nur, ja, so lernt man Skifahren, anders ginge das nicht.
Beim Zuschauen sah Skifahren für mich bis dahin immer recht flüssig aus, ich dachte das würde mir Spass machen, das konnte ich allerdings von meinem "Gewürge" nicht gerade behaupten. Nach zwei Stunden hatte ich rein mental erstmal genug und war ziemlich ernüchtert. So schnell wollte ich aber noch nicht aufgeben (ich will das lernen!! ) und habe für den nächsten Tag noch mal zwei Stunden gebucht...
Auch der nächste Tag lief nicht viel besser, ich kam dann zwar - irgendwie - um die Kurven rum, Spass gemacht hat es jedoch immer noch nicht wirklich. Ich habe nur irgendwie gemerkt, dass ich das SO NIE lerne, wie wusste ich allerdings auch nicht. Also einen Tag Pause gemacht, auch keine Stunden mehr gebucht. Vom Biken weiss ich, dass man Abläufe, z.B. schwierigere Passagen, durch "Visualisieren im Kopf" automatisieren kann. Das habe ich dann mit den zwar verstandenen, aber nicht funktionierenden Basics des Kurvenfahrens etliche Male gemacht und bin dann wieder auf den Anfängerhang - allerdings alleine.
Und siehe da, nach ein paar Kurven ging es immer besser. Ich habe einfach versucht die Ski parallel zu halten und durch Körperdrehen locker um die Kurve zu fahren - ohne die mir ohnehin nicht sonderlich liegenden gymnastischen Übungen und ohne Pflug. Bald bin ich recht flüssig mit (zumindest so weit ich das beurteilen kann) parallel geführten Ski den Anfängerhang runter gefahren, der Hang war mir dann ziemlich schnell zu langweilig. Also mit dem nächsten Tellerlift auf eine kurze rote Piste, die von unten auch nicht so steil aussah...
Nun ja, von oben betrachtet hat sich das Ganze etwas anders dargestellt, speziell die kleinen Buckel, die teilweise vereist waren, waren für mich doch noch etwas ungewohnt...
Aber auch das hat gegen Ende der Woche recht flüssig und sicher geklappt, ich wäre am liebsten noch eine Woche geblieben...
Ein paar eigene Skischuhe habe ich mir jetzt gekauft, am nächsten Wochenende gehts - ohne Kinder - nach Oberstdorf, meine Frau macht einen Wochenend-Anfängerkurs. Die Skischule hat mir versichert nicht nach der an mir erprobten, sicher ansonsten auch grandiosen Methode zu unterrichten, darauf bin ich wirklich gespannt. Heute weiss ich, dass man Skifahren auch anders lernen kann, mir hätte es den Einstieg sicher extrem erleichtert. Die Beschreibung der Kurzskimethode und die Videos von Martina finde ich wirklich gut, leider hat sich das nur noch nicht bis in alle Skischulen rumgesprochen...
Wer das alles bis hierhin gelesen hat ohne gelangweilt zu sein, danke dafür.
Grüsse von einem neu infizierten Skifahrer
nachdem Beate *wink* mich netterweise auf dieses Forum aufmerksam gemacht hat und ich hier jetzt schon viele brauchbare Infos zu Skikursen, Skischuhen und Ski gefunden habe, möchte ich mich mal mit einem kleinen Erfahrungsbericht "revanchieren", was die modernen Methoden mancher Skischulen betrifft...
Wir waren Anfang Januar mit unseren beiden Kids (2 & 4 Jahre alt) das erste mal im Winterurlaub. Weder meine Frau noch ich haben - trotz unseres fortgeschrittenen Alters als Mittdreißiger - bis dahin jemals auf einem Ski gestanden. Da wir dieses Schicksal unseren Kindern ersparen möchten , sind wir einfach mal losgezogen. Die Kinder sollten - wenn Sie denn möchten - einen Skikurs machen, die Eltern wollten langlaufen (skaten) lernen. Als wir unsere 4-jährige Tochter dann in der Skischule angemeldet hatten, fand ich es dann irgendwie schade mit ihr später nicht auch mal fahren zu können. Also, es stand fest, ein Skikurs muss für mich her. Ausrüstung geliehen und ab in die Skischule...
Leider gab es in der Saure-Gurken-Zeit in der 2. Januar Woche keine Anfänger Skikurse für Erwachsene in dieser Skischule, also habe ich mich auf Privatstunden eingelassen. Ich bin zwar ansonsten sportlich nicht ganz talentfrei und mein Trainingszustand ist auch nicht schlecht, vom Skifahren habe ich aber wirklich keine Ahnung - sieht man mal von Weltcuprennen am Fernseher ab...
Ich dachte auch, dass mein Gleichgewichtsgefühl vom Mountainbiken, inlinen und schlittschuhlaufen nicht das schlechteste ist und bin guter Dinge in die Skischuhe rein und ab in die Bindung.
Ach ja, was ihr vielleicht noch wissen solltet: Das Ganze fand im Tannheimer Tal statt, in einer alteingessenen Skischule, die Älteste am Ort. Unterrichtet wurde, wie ich heute dank dem Forum hier weiss, nach den traditionellen österreichichen Methoden...
Wer diese kennt, der weiss was jetzt kommt. Also ab auf den Anfängerhang zu den Kindern, ein bisschen Pflug und ein paar Meter "abfahren" geübt, das hat auch prima geklappt. Kurz bremsen geübt mit Hockeystop, das ging für mich recht einfach durch das Schlittschuhlaufen. Dann sollte ich Kurven fahren lernen und das Debakel nahm seinen Lauf...
Ich bin quer zum leicht abschüssigen Hang gefahren und sollte mich dann - vollkommen entgegengesetzt dessen was ich von Mountainbiken und Inlinen gewohnt bin - nach aussen in den Hang lehnen um die Kurve zu nehmen. Das wollte mein Innerstes jedoch partout nicht machen, egal was der Kopf sagte. Ich also immer kurz vor der Kurve (oder bevor ich ich den Tiefschnee oder den Kinderlift gefahren wäre... ) mit Querstop gebremst. Es folgten Übungen, die für mich alles aber nicht Skifahren waren, mit Hände auf das Talknie, extremes Verdrehen des Oberkörpers zum Tal hin, mal mit, mal ohne Stöcke. Das sah bestimmt lustig aus, meine Frau hat das Ganze aus sicherer Distanz auch ganz interessiert beobachtet...
Irgendwann - nach endlosen Versuchen - habe ich mich dann überwunden und habe die Kurve mehr schlecht als recht gekriegt. Zwischendrin fragte ich den Skilehrer - ein Österreicher in meinem Alter - immer mal wieder, ob das Ganze denn wirklich zielführend ist und ob man das SO lernen müsse. Er meinte nur, ja, so lernt man Skifahren, anders ginge das nicht.
Beim Zuschauen sah Skifahren für mich bis dahin immer recht flüssig aus, ich dachte das würde mir Spass machen, das konnte ich allerdings von meinem "Gewürge" nicht gerade behaupten. Nach zwei Stunden hatte ich rein mental erstmal genug und war ziemlich ernüchtert. So schnell wollte ich aber noch nicht aufgeben (ich will das lernen!! ) und habe für den nächsten Tag noch mal zwei Stunden gebucht...
Auch der nächste Tag lief nicht viel besser, ich kam dann zwar - irgendwie - um die Kurven rum, Spass gemacht hat es jedoch immer noch nicht wirklich. Ich habe nur irgendwie gemerkt, dass ich das SO NIE lerne, wie wusste ich allerdings auch nicht. Also einen Tag Pause gemacht, auch keine Stunden mehr gebucht. Vom Biken weiss ich, dass man Abläufe, z.B. schwierigere Passagen, durch "Visualisieren im Kopf" automatisieren kann. Das habe ich dann mit den zwar verstandenen, aber nicht funktionierenden Basics des Kurvenfahrens etliche Male gemacht und bin dann wieder auf den Anfängerhang - allerdings alleine.
Und siehe da, nach ein paar Kurven ging es immer besser. Ich habe einfach versucht die Ski parallel zu halten und durch Körperdrehen locker um die Kurve zu fahren - ohne die mir ohnehin nicht sonderlich liegenden gymnastischen Übungen und ohne Pflug. Bald bin ich recht flüssig mit (zumindest so weit ich das beurteilen kann) parallel geführten Ski den Anfängerhang runter gefahren, der Hang war mir dann ziemlich schnell zu langweilig. Also mit dem nächsten Tellerlift auf eine kurze rote Piste, die von unten auch nicht so steil aussah...
Nun ja, von oben betrachtet hat sich das Ganze etwas anders dargestellt, speziell die kleinen Buckel, die teilweise vereist waren, waren für mich doch noch etwas ungewohnt...
Aber auch das hat gegen Ende der Woche recht flüssig und sicher geklappt, ich wäre am liebsten noch eine Woche geblieben...
Ein paar eigene Skischuhe habe ich mir jetzt gekauft, am nächsten Wochenende gehts - ohne Kinder - nach Oberstdorf, meine Frau macht einen Wochenend-Anfängerkurs. Die Skischule hat mir versichert nicht nach der an mir erprobten, sicher ansonsten auch grandiosen Methode zu unterrichten, darauf bin ich wirklich gespannt. Heute weiss ich, dass man Skifahren auch anders lernen kann, mir hätte es den Einstieg sicher extrem erleichtert. Die Beschreibung der Kurzskimethode und die Videos von Martina finde ich wirklich gut, leider hat sich das nur noch nicht bis in alle Skischulen rumgesprochen...
Wer das alles bis hierhin gelesen hat ohne gelangweilt zu sein, danke dafür.
Grüsse von einem neu infizierten Skifahrer