Beschleunigung durch Carving

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
ense
Beiträge: 22
Registriert: 04.11.2019 05:13
Vorname: Sebastian
Ski: Ski + Snowboard
Skitage pro Saison: 20

Re: Beschleunigung durch Carving

Beitrag von ense » 22.01.2022 01:18

blitzbub hat geschrieben:
24.01.2021 03:07
Hallo,
Sein Argument war, dass die Auflagefläche und somit die Reibung verringert wird und man dadurch beschleunigt. Ich war der Gegenauffassung: durch Carving kann man zwar schnelle Kurven fahren aber es dient nicht der Beschleunigung, da durch die Rotation die Beschleunigungswirkung der Abwärtsfahrt unterbrochen wird.

Wer hat nun recht? Über eine kurze physikalische Erläuterung würde ich mich sehr freuen.
Es ist richtig, am schnellsten wird man, wenn direkt nach der Fall-Linie gefahren wird. Deswegen ist Downhill die schnellste Disziplin. Darum geht es aber nicht. Man muss unterscheiden. Der Freund redet von Reibung, Du vom idealen Einfluss der Hangabtriebskraft. Druck = Kraft / Fläche. Geradeausfahrt Viel Fläche bei wenig Druck, Carving ist viel Druck auf der Kante bzw. Teilbereiche des Belags, bei nur einer geringen Fläche. Angenommen beide Haftreibungskoeffizienten von Belag und Kante sind gleich, ändert sich nichts.
Es ist auch keine Drehimpulserhaltung. Der Skifahrer rotiert nicht um sich selber (Schlittschuhfahrer Piroutte), sondern führt eine gleichförmige Bewegung aus. Diese kinetische Energie ist unabhängig von der Richtung. Bei der Kurvenfahrt will die träge Masse eigentlich ihre Richtung beibehalten, durch die erzwungene Kreisbahn wirkt die Zentrifugalkraft. Was man fälschlicherweise als Beschleunigung wahrnimmt. Beschleunigt wird dabei nichts. Im Idealfall wird die Kreisbahn genau so schnell, aber nicht schneller, als die Direktfahrt sein. Finde die Fahrt von Didier Cuche Chamonix 2011 ein gutes Beispiel, wie er die Kurve bei Sek. 30 zieht. ("Ganz locker, sauba ziagt a umma" "Und des woar jetzt eine Demonstration, wie ma so eine schware Kurven foahrt den Kreisverkehr, verstehst?!" :-D )
Die Schneisen, die sich die Kante bei der Kurve in den Schnee schneidet sind aber verlustbehaftet. Und minimale Driftanteile werden auch dabei sein. Was langsamer macht.

Benutzeravatar
elypsis
Beiträge: 1947
Registriert: 01.02.2013 08:50
Vorname: Volker
Ski: Stöckli Laser FIS SL + Elan Amphibio 14 Ti
Wohnort: Davos/Rotterdam

Re: Beschleunigung durch Carving

Beitrag von elypsis » 22.01.2022 23:58

Sofern der Ski richtig in den Turn gedrückt wird, beschleunigt der Rebound beim Umkanten. Wirst du davon überrascht, fährt der Ski unter dir weg!

:D
My EGO.
My way.

Benutzeravatar
NeusserGletscher
Beiträge: 2102
Registriert: 30.01.2008 15:59
Vorname: Peter
Ski: ein paar zu viel
Ski-Level: 042
Skitage pro Saison: 20
Wohnort: Dorf an einem Bach

Re: Beschleunigung durch Carving

Beitrag von NeusserGletscher » 23.01.2022 07:19

blitzbub hat geschrieben:
24.01.2021 03:07
durch Carving kann man zwar schnelle Kurven fahren aber es dient nicht der Beschleunigung, da durch die Rotation die Beschleunigungswirkung der Abwärtsfahrt unterbrochen wird
Dein Körper muss nicht zwangsläufig der Bewegung der Ski folgen. Du kannst einen Kurzschwung auch geschnitten fahren und selbst dabei in gerader Linie talwärts fahren.
Was man selbst erledigt können andere nicht verkehrt machen.

Benutzeravatar
Pancho.Ski
Beiträge: 1212
Registriert: 26.11.2013 18:21
Vorname: Andreas

Re: Beschleunigung durch Carving

Beitrag von Pancho.Ski » 23.01.2022 10:52

ense hat geschrieben:
22.01.2022 01:18
Diese kinetische Energie ist unabhängig von der Richtung. Bei der Kurvenfahrt will die träge Masse eigentlich ihre Richtung beibehalten, durch die erzwungene Kreisbahn wirkt die Zentrifugalkraft. Was man fälschlicherweise als Beschleunigung wahrnimmt. Beschleunigt wird dabei nichts.
Kann man so nicht stehen lassen.
Beschleunigung ist Änderung der Geschwindigkeit über die Zeit. Nun ist Geschwindigkeit aber ein Vektor, der nicht nur einen Betrag, sondern auch eine Richtung hat. Selbst wenn ich also dem Betrag nach die immer gleiche Geschwindigkeit (in Bahnrichtung) auf einer kurvigen (nicht geraden) Bahn fahre, der Betrag meines Geschwindigkeitsvektors also gleich ist, ändert sich die Richtung ständig, es gibt also immer wechselnde Beschleunigungen.

Anschaulich:
Bei einer Autofahrt mit konstant 50 km/h über eine kurvenreiche Landstraße ist die Beschleunigung nicht Null!

Bei einer konstanten Kreisbewegung ist die Beschleunigung ebenfalls nicht Null, vielmehr findet eine konstante Beschleunigung in Richtung Mittelpunkt statt.

Weiterführend:
https://studyflix.de/ingenieurwissensch ... egung-2538

ense
Beiträge: 22
Registriert: 04.11.2019 05:13
Vorname: Sebastian
Ski: Ski + Snowboard
Skitage pro Saison: 20

Re: Beschleunigung durch Carving

Beitrag von ense » 23.01.2022 14:37

Pancho.Ski hat geschrieben:
23.01.2022 10:52

Anschaulich:
Bei einer Autofahrt mit konstant 50 km/h über eine kurvenreiche Landstraße ist die Beschleunigung nicht Null!

Bei einer konstanten Kreisbewegung ist die Beschleunigung ebenfalls nicht Null, vielmehr findet eine konstante Beschleunigung in Richtung Mittelpunkt statt.

Weiterführend:
https://studyflix.de/ingenieurwissensch ... egung-2538
Wahrscheinlich meinen wir das gleiche, reden aber aneinander vorbei. Die Aussage des Threadersteller bzw. die des Kumpels impliziert, dass durch weniger Reibung die Geschwindigkeit beschleunigt wird, im Sinne schneller zu werden.

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag