Zuviel Rücklage, aber warum?

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
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peda
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Re: Zuviel Rücklage, aber warum?

Beitrag von peda » 29.01.2014 19:37

Tarsis hat geschrieben:Bei den Skischuhen aufpassen dass man nicht die oberen Schnallen zuknallt und sich so die Bewegungsfreiheit nimmt.
Da bin ich anderer Meinung - gerade wenn die obere Schnalle nicht ordentlich geschlossen ist verliert man den Kontakt zum Ski und damit sehr viel Kontrolle. Außerdem steigt die Gefahr von Schuhrandprellungen dramatisch an. Bei Anfänger die ziemlich harter (sehr oft auch zu harte) Skischuhe für ihr Können haben, kann man natürlich durch das lockern der Schnalle etwas tricksen, sollte man aber meiner Meinung nach wirklich nur in Ausnahmefällen machen. Ich für mich fahre sehr gerne mit Booster, anstatt mit den starren Bändern, da so ein wirklich guter dynamischer Kontakt zur Zunge erhalten bleibt.
Tarsis hat geschrieben:Das häufigste Problem bei der Position welches ich sehe ist dass viel zu wenig aus dem Sprunggelenk gearbeitet wird.
:zs:

Martina
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Re: Zuviel Rücklage, aber warum?

Beitrag von Martina » 29.01.2014 19:39

Tarsis hat geschrieben:Dann zur Position: ich wage zu behaupten dass mindestens 99% zu weit hinten sind beim Skifahren.
Also das würde ich jetzt doch mal anzweifeln...
(bzw. wo bist du denn unterwegs, dass da mindestens 99% Rücklage haben?)


Mal Schuhe komplett öffnen hilft tatsächlich vielen Skifahrern, sich richtig hinzustellen und ins Gleichgewicht zu kommen.

Ich bin allerdings nicht der Meinung, dass zu wenig 'Arbeit' aus dem Sprunggelenke die häufigste Ursache für Rücklage ist. Ich bin einverstanden, dass das Sprunggelenk beim skifahren oft zu wenig berücksichtigt wird (allerdings nicht im Deutschen Skilehrwesen - dort beobachte ich im Moment eher eine gewisse Fixierung auf's Sprunggelenk...). Rücklage hat meiner Erfahrung nach ganz unterschiedliche Ursachen, z.B. Verkrampfung, Angst, Anspannen der Füsse, Haltung mit Hintern raus, überstreckte Beine, geringes Gleichgewichtsgefühl, zu aufrechter Oberkörper etc.

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Re: Zuviel Rücklage, aber warum?

Beitrag von Tarsis » 30.01.2014 09:27

peda hat geschrieben: Da bin ich anderer Meinung - gerade wenn die obere Schnalle nicht ordentlich geschlossen ist verliert man den Kontakt zum Ski und damit sehr viel Kontrolle.
Ok ich denke ich meine mit "nicht zuknallen" etwas anderes. Also erstmal sollte der Schuh wirklich passen dann habe ich wunderbaren halt sobald nur die unteren beiden Schnallen ganz leicht geschlossen sind. Ein Schuh bei dem man ohne stark geschlossene Schnallen keinen Halt hat passt einfach nicht. Und gerade die Oberste Schnalle bei einem 4 Schnallen Schuh hat eigentlich keine Auswirkung für die Kontrolle des Ski auf einer normalen Piste - unter Rennbedingungen sieht das anders aus aber davon reden wir ja nicht. Und nur weil die oberen schnallen nur mit wenig Kraft geschlossen sind sollte der Schaft den fuß dennoch umschließen und keine Freiräume bilden.

Martina hat geschrieben: Also das würde ich jetzt doch mal anzweifeln...
(bzw. wo bist du denn unterwegs, dass da mindestens 99% Rücklage haben?)
Doch ist garantiert so, sagen wir mal 60% haben ne offensichtliche Rücklage, 30% haben je nach Situation ne leichte Rücklage und 9,x% kommen nur in schwierigen Situation mal etwas nach hinten und korrigieren es wieder.
Wir haben im Skiclub einen der hat den staatl gepr. Skilehrer (kommt noch über dem DSV Skilehrer) und fährt seit einigen Jahren im Bundeslehrteam Alpin in welches nur die 40 besten aller deutschen Skilehrer (teils auch ex DSV Rennläufer) kommen. Und auch der behauptet nicht eine perfekte Position zu haben sondern arbeitet immer wieder daran.

Die Frage ist also bei 99,x% nicht ob sie Rücklage haben sondern nur wie viel, wann und ob es jemand der nicht darauf geschult ist überhaupt sieht.

Martina hat geschrieben: Mal Schuhe komplett öffnen hilft tatsächlich vielen Skifahrern, sich richtig hinzustellen und ins Gleichgewicht zu kommen.
Absolut weil dann der Bewegungsspielraum so groß wird dass der Schüler den Unterschied auch wirklich merkt und selbst erfährt und das ist viel wertvoller als wenn ihm nur gesagt wird "so muss es sein".
Martina hat geschrieben: Ich bin allerdings nicht der Meinung, dass zu wenig 'Arbeit' aus dem Sprunggelenke die häufigste Ursache für Rücklage ist.
Ja es muss nicht unbedingt DIE Ursache sein aber egal was die Ursache ist wird es fast immer im Sprunggelenk sichtbar. Wenn ich im Sprunggelenk den richtigen Winkel habe dann habe ich kaum noch möglichkeiten zu weit hinten zu sein - Hintern zu weit hinten ist zb praktisch immer eine Kompensation der falschen Sprunggelenkstellung.
Angst und das Gefühl fehlender Kontrolle spielen sehr oft eine Rolle aber von außen sehe ich auch dann wieder das Sprunggelenk.

Bei Jemand, der vor lauter Angst verkrampft sobald er mal 20km/h fährt und der einfach noch gar kein Gefühl für den Ski und sich selbst hat, bringt es selbstverständlich nichts am Sprunggelenk zu arbeiten :) Ab einem gewissen Level ist das Sprunggelenk dann aber ein elementarer Punkt für die Position.

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Re: Zuviel Rücklage, aber warum?

Beitrag von Martina » 30.01.2014 10:18

Tarsis hat geschrieben:
Martina hat geschrieben: Also das würde ich jetzt doch mal anzweifeln...
(bzw. wo bist du denn unterwegs, dass da mindestens 99% Rücklage haben?)
Doch ist garantiert so, sagen wir mal 60% haben ne offensichtliche Rücklage, 30% haben je nach Situation ne leichte Rücklage und 9,x% kommen nur in schwierigen Situation mal etwas nach hinten und korrigieren es wieder.
Immer noch zu hoch gegriffen... zumindest in den Gegenden, in denen ich unterwegs bin.

In 'schwierigen Situationen' das Gleichgewicht zu verlieren passiert natürlich auch dem besten Skifahrern. Aber nicht nur nach hinten. Das ist etwas ganz anderes als 'Rücklage haben'.
Und natürlich arbeiten alle guten Skifahrer an ihrer Position. Aber auch das heisst nicht, dass sie Rücklage haben.
Auf der anderen Seite gibt es viele mittelgute Skifahrer, die ganz und gar kein Rücklagenproblem haben.
Tarsis hat geschrieben:Die Frage ist also bei 99,x% nicht ob sie Rücklage haben sondern nur wie viel, wann und ob es jemand der nicht darauf geschult ist überhaupt sieht.
(Notiz am Rande: Hier schreiben übrigens auch einige Berufsskilehrer und Ausbildner.)
Das ist genau der Grund, warum ich hier reagiere: Du behauptest, eigentlich alle Skifahrer haben Rücklage. Du hast nicht geschrieben 'gemäss meinen Beobachtungen' oder 'in meinen Kursen', sondern als Fakt. Meiner Meinung, Erfahrung und Beobachtung nach stimmt dies nicht, deswegen möchte ich es nicht als "Wahrheit" hier stehen lassen.

Die Aussage 'jeder Skifahrer verliert mal das Gleichgewicht und es ist für jeden Skifahrer sinnvoll, an seiner Position zu arbeiten' wäre etwas anderes. Das würde ich unterschreiben.

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Re: Zuviel Rücklage, aber warum?

Beitrag von Tarsis » 30.01.2014 11:09

Naja unter Rücklage haben verstehe ich eben nicht dass man ständig in Rücklage fährt und da zähle ich mich selbst auch dazu. War nicht präzise genug ausgedrückt.

Und wenn ich den mittelguten Skifahrer mit neutraler Position in einen verhauten Steilhang schicke hat er fast immer plötzlich doch Rücklage.

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Re: Zuviel Rücklage, aber warum?

Beitrag von TOM_NRW » 30.01.2014 11:38

Tarsis hat geschrieben:Naja unter Rücklage haben verstehe ich eben nicht dass man ständig in Rücklage fährt und da zähle ich mich selbst auch dazu. War nicht präzise genug ausgedrückt.
Ich denke, Du hast eine ganz andere Definition von Rücklage als viele andere hier. Ich bin da voll bei den Aussagen von Martina. Rücklage (als Problemursache für unkontrolliertes Skifahren) hat nichts zu tun mit kurzzeitigem Verlassen der Vor- oder Mittellage in einer bestimmten Situation. Skifahren ist eine dynamische Bewegung und Du definierst Rücklage als eine Momentaufnahme. Ansonsten würden auch alle Skiprofis in Rücklage fahren.
Tarsis hat geschrieben:Und wenn ich den mittelguten Skifahrer mit neutraler Position in einen verhauten Steilhang schicke hat er fast immer plötzlich doch Rücklage.
Würde ich so auch nicht unterschreiben. Sicherlich fehlt es vielen Hobbyfahrern sowohl an Erfahrung mit solchen Situationen als manchen auch an der notwendigen Skitechnik zur Bewältigung der Situation. Jedoch sind die genannten Prozentzahlen deutlich zu hoch. Die Anzahl der Leute die unsicher fahren hängt auch stark ab von der Zeit in der Saison. Im Oktober treffe ich auch dem Gletscher sehr viele gute Fahrer, über Silvester fahren viele Familien die nur auf 6 Tage in der Saison kommen ... Dann gibt es auch noch Unterschiede in den einzelnen Gebieten. In Zürs habe ich letztes Jahr überproportional viele gute bis sehr gute Fahrer gesehen, in der Skiwelt Wilder Kaiser waren kaum gute Leute auf den Pisten.

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Re: Zuviel Rücklage, aber warum?

Beitrag von peda » 30.01.2014 13:26

Tarsis hat geschrieben:Ok ich denke ich meine mit "nicht zuknallen" etwas anderes.
Ich glaube wir meinten hier tatsächlich etwas anderes - meine Definition ist sie so fest zu schließen, dass auch während dem Fahren kein (oder kaum) Spielraum entsteht - deine Definition scheint zu sein, sie so fest zuzuknallen, dass es einem (fast) das Blut in den Beinen abschnürt. Im Rennsport bzw. bei sehr sportlicher Fahrweise sieht das natürlich wie du richtig erwähnt hast wieder anders, aber mit derart fest geschlossenen Schuhen möchte kaum jemand freiwillig mehr als einen einzelnen Lauf fahren - sieht man auch im WC bei einigen Läufern sehr gut wenn als erstes im Ziel die Schuhe geöffnet werden oft noch bevor (bzw. während) sie den Ski ausziehen.

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Re: Zuviel Rücklage, aber warum?

Beitrag von Tarsis » 30.01.2014 13:56

Ich will mich hier auch nicht an Formulierungen oder exakten Zahlen aufhängen, meine ursprüngliche Intention war nur zu sagen, dass sich ein Anfänger keine Gedanken darüber machen soll dass er an seiner Position arbeiten muss denn auch der beste Skifahrer muss an dieser noch immer arbeiten.

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Re: Zuviel Rücklage, aber warum?

Beitrag von TOM_NRW » 30.01.2014 15:50

Wenn sich jemand Gedanken darüber macht, ist es der erste Schritt einer realistischen Selbsteinschätzung und somit der Startpunkt für die Arbeit an einer Lösung.

JM2C

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Re: Zuviel Rücklage, aber warum?

Beitrag von Tarsis » 30.01.2014 16:14

Puh hier muss man echt auf seine Formulierungen achten ^^

Gedanken über die Position machen - ja.
Keine Gedanken darüber machen dass man an der Position arbeiten muss = Nicht schlecht fühlen deswegen, es ist schließlich ganz normal.

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