Grundsatzfrage(n) zu Hoch-Tiefentlastung

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
PK
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Grundsatzfrage(n) zu Hoch-Tiefentlastung

Beitrag von PK » 27.11.2009 10:52

Wie heißt es so schön? Es gibt keine dummen Fragen ... also mach ich einfach mal...
:wink:

Meine "Probleme" den "idealen" Kurzschwung hinzubekommen, haben ja evtl. einige von euch gelesen. Nun geht mir das nicht so recht aus dem Kopf und habe mittlerweile die "mutmaßliche" Ursache gefunden. Logisch... "mein" jahrelang angewöhnter Fahrstil ist daran Schuld.

Bei der "geistigen Analyse" und was bei mir schiefläuft, wenn ich die hier "klassischen" Bewegungsmuster nachvollziehe, fällt mir auf, dass ich eigentlich und generell "komplett anders" fahre... und zwar "tiefenlastend" orientiert. Um nun "Hoch-Tief" nicht durcheinander zu bringen, meine Definition und Beschreibung meiner Fahrweise: (leider kann ich das nicht bildlich zeigen...)

Egal ob gedriftet, "gecarvt", oder kurzgeschwungen, strecke ich in den Kurven (bzw. während des Schwunges/Richtugnswechsel) eher die Beine, lasse dann die Ski "unter mir durchlaufen" um den nächsten Schwung/Kurve wieder mit einer Steckung einzuleiten. Ist das also eine "Tiefentlastung", oder?

Egal wie ... im Vergleich wie Ihr hier zb. den KS beschreibt, ist mein Bewegungsmuster/-ablauf also komplett anders rum... Nämlich so (laienhaft ausgedrückt), dass ich die Ski zum Richtungswechsel "immer unten durch" laufen lasse, im Schwung/Kurve eher gestreckt(er) bin...

Zweite Frage:
Ist mein Fahrstil nun komplett verkorkst, oder einfach "nur" eine andere Art, Ski zu fahren? :roll:
:wink:

Achja: Sorry für die laienhaften Ausdrücke... ich bin eben mehr "praktisch veranlagt", als ein "Theoretiker". Jedenfalls beim Skifahren. :roll:
Servus aus Bayern!
Peter.

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Re: Grundsatzfrage(n) zu Hoch-Tiefentlastung

Beitrag von Moorkuh » 27.11.2009 11:48

Ob man zB. einen Kurzschwung mit Hoch- oder Tiefentlastung fährt, hängt von mehreren Faktoren ab, hauptsächlich
* Gelände (Buckel zB, typische Tiefentlastung, zerfahrener Schlechtschnee ebenso, aber oft sinds auch Mischformen)
* Fahrgeschwindigkeit (je höher, desto eher Tiefentlastung)
* Schwungfrequenz (bei hoher Schwungfrequenz funktioniert nur mehr Tiefentlastung)

Um die Entlastungsarten anschaulich darzustellen, hilft es, sich folgende Situation vorzustellen (für diejenigen, die mit den Begriffen nichts anfangen können):
Wenn man auf einer Personenwaage ruhig steht, drückt man im Wesentlichen mit einer Kraft, die dem eigenen Gewicht entspricht, eine Feder zusammen, was zu einer bestimmten Anzeige (sagen wir 70 kg) führt.
Was kann man tun, damit dort kurzfristig weniger angezeigt wird, wenn man angenommen die Knie leicht abgewinkelt hat?

Möglichkeit 1 (Hochentlastung): Man springt weg, dh. man streckt schnell die Knie durch. Was wird passieren?
Am Anfang wird, während man die Knie durchstreckt, die Waage mehr als 70 kg anzeigen, weil man sozusagen stärker "draufdrückt" (Belastungsphase). Irgendwann hebt man (fast oder ganz) ab, die Waage zeigt weniger als 70 kg an, möglicherweise sogar 0 kg, wenn man ganz wegspringt (Entlastungsphase, der Schwerpunkt ist am höchsten). Wenn man wieder landet (und den Sprung abfedert), wird die Waage wieder kurzfristig mehr als 70 kg anzeigen (erneute Belastungsphase, Schwerpunkt wieder tiefer unten). Das heißt "Hochentlastung".

Möglichkeit 2 (Tiefentlastung): Man geht ruckartig, ausgehend wieder von der Position mit leicht gebeugten Knien, in die Hocke, man zieht sozusagen die Beine ein. Was wird die Waage hier anzeigen?
Beim Anziehen der Beine wird sie wieder weniger als 70 kg anzeigen (Schwerpunkt geht tiefer, Entlastungsphase). Wenn man die Tiefbewegung abbremst, kommt mehr Belastung auf die Waage, dh. sie zeigt wieder mehr als 70 kg an (Belastungsphase). Um in die Ausgangsposition zurückzukommen, muss man die Beine wieder etwas durchstrecken, was die Belastungsphase verlängert, am Ende stoppt man diese Hochbewegung wieder ab, was die Waage wieder etwas entlastet. Das heißt "Tiefentlastung".

Man kann jede Schwungform mit jeder Entlastungsart fahren (mit Ausnahme vielleicht von Pflugbögen ;) ), interessant wirds, wenn man frei entscheiden kann, was man wie fährt und wenn mans automatisch dem Gelände, der Geschwindigkeit etc. anpasst (aber auch jederzeit bewusst steuern kann).
Falsch machst du nichts, aber vielleicht einseitig.

Interessant sind auch Übungen, wo man versucht, zb. 2 Schwünge mit Tiefentlastung und 1 mit Hochentlastung zu fahren (oder umgekehrt). Oder 1-1. Ich glaube, damit wird man wesentlich vielseitiger.

Martin
Zuletzt geändert von Moorkuh am 27.11.2009 16:02, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Grundsatzfrage(n) zu Hoch-Tiefentlastung

Beitrag von Uwe » 27.11.2009 12:30

Martin, schöne Beschreibung!
Du könntest statt "Möglichkeit 1 bzw. 2" lieber Hochentlastung bzw. Tiefentlastung als Art Überschrift schreiben, wäre übersichtlicher.

Also ICH nutze Hochentlastung z.B. bei langsamem Tempo in schwerem Schnee ... je schneller es wird, desto mehr vermischt es sich.
Im Steilstück sind die ersten Schwünge auch Hoch... (um erstmal rum zu kommen), und dann ab einer gewissen Dynamik auch oder mehr Tief... um den Körper nicht zu unruhig werden zu lassen.
Oft ist es - vor allem bei hohem Tempo - auch eine Mischung: Langsames (also NICHT impulsives) Strecken und Beugen der Beine.

SINN des ganzen ist ja die ENTLASTUNG zum Andrehen in den neuen Schwung. Anders gesagt: Wenn der Ski "schneller" (mit weniger Schnee/Pisten-Widerstand) Drehen soll, entlaste ihn ... beim Carven ist dies nicht nötig, da der Ski ja auf der Kante bleiben soll.
Uwe

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Re: Grundsatzfrage(n) zu Hoch-Tiefentlastung

Beitrag von Moorkuh » 27.11.2009 13:17

Danke für den Hinweis, ich hab das dazugeschrieben.
Deinen Ergänzungen stimme ich großteils zu, aber nicht ganz:
Auch beim Carven kann ein Ent- und Belasten sinnvoll sein, um eine harmonischere Bewegung und Linie zu schaffen. Zwar braucht man die Entlastung bei einem rein gecarvten Schwung wirklich nicht, aber durch die Belastung biegt sich der Ski stärker durch, wodurch der Radius verengt wird. Engerer Radius heißt: Mehr Zentrifugalkraft, das wiederum bewirkt, dass man einen höheren Kantwinkel fahren kann (wodurch wiederum der Radius enger wird, ...).

Dh. auch beim reinen Carven kann (muss nicht) eine (geringere) Hoch- oder Tiefentlastung (mit anschließender Belastung) Sinn haben.

Martin

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Re: Grundsatzfrage(n) zu Hoch-Tiefentlastung

Beitrag von Uwe » 27.11.2009 15:23

Klar Martin! Vielleicht ist es so umfassender:
Beim Carven ist es nicht nötig, man kann es aber machen, und es hat dann auch eine Wirkung ;-)
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Re: Grundsatzfrage(n) zu Hoch-Tiefentlastung

Beitrag von Martina » 27.11.2009 19:53

@Pk, das wird dir jetzt nichts helfen, aber: Ich habe das Problem auch.
Mein KS ist jetzt nicht die Krone der Technik, aber er war mal ganz ok. Ich habe es jeweils via "verkürzte gecarvte Kurven mit cross under" angepeilt. Und ganz zum Schluss, bei den ganz kurzen Kurven, also KS, muss ich die Belastungweise jeweils switchen.

Man kann beides fahren, klar.
Was man aber so konventioneller Weise auf einer "gebügelten", gleichmässigen Piste sieht, ist eher KS mit "Hoch"entlasten (also "Streck"entlasten).
Allerdings enthalten die meisten heute angestrebten KS-Idealformen (an denen du dich natürlich nicht orientieren musst) eine recht ausgeprägte "laterale Streckung" - man sollte also am Scheitelpunkt der Kurve die Beine recht gestreckt haben. Dann kurz "unter den Körper laufen lassen" und gleich drauf mittels Streckung des Bergbeines KSP talwärts drücken und somit Körper strecken (also nicht direkt "hoch").

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Re: Grundsatzfrage(n) zu Hoch-Tiefentlastung

Beitrag von PK » 28.11.2009 13:12

Erstmal Danke an Martin,
muss mir das Heute mal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen "was" ich also fahre... :wink:

Noch eines zur Klarstellung. Mir gings vorrangig nicht nur um den Kurzschwung. Ist auch klar, da ich (wie ich nun weiß) doch in Sachen Fahrtechnik recht einseitig unterwegs bin und das garnicht "erkenne". Aus Eurer Sicht (so wie ich das verstehe) wechselt man idealerweise je nach Pistenbeschaffenheit -Steilheit - enge oder kurze Radien, eben die Fahrtechnik. Ich nicht... :oops:
Martina hat geschrieben:Allerdings enthalten die meisten heute angestrebten KS-Idealformen (an denen du dich natürlich nicht orientieren musst) eine recht ausgeprägte "laterale Streckung" - man sollte also am Scheitelpunkt der Kurve die Beine recht gestreckt haben. Dann kurz "unter den Körper laufen lassen" und gleich drauf mittels Streckung des Bergbeines KSP talwärts drücken und somit Körper strecken (also nicht direkt "hoch").
Genauso mach ichs eigentlich... :roll:
Wie weit die Hüfte (Knick/Drehung) dabei mitarbeitet, hängt davon ab, wie eng die Radien sind, steil das Gelände, oder wie schnell/langsam ich sein will. Heißt: Je weiter die Kurven/Schwünge werden, desto mehr "gleite" ich ins Fahren "nur über Lage", bleibe jedoch bei gleicher Belastungsart. Bei weiträumigem Fahren, also wenn ich dazwischen quasi eine "gerade Querfahrt" mitdrin habe, gehe ich dabei nach dem Schung zwar schon etwas mit dem Körper "hoch", stehe aber "belastend" auf dem Ski, kurz vor dem eigentlichen Schwung gehe ich aber meist wieder leicht in die Knie (nur soviel um den Ski zu "entlasten") um dann wieder durch eine entsprechende Streckung "durch den Schwung" zu kommen. Bei ganz engen Schwüngen (also quasi Kurzschwung) bleibt der Oberkörper dagegen fast unbeweglich, und auch ohne merkliches Hoch-Runter fastb starr talwärtsgerichtet. "Arbeiten" tun dann fast nur Beine/Hüfte.
Ach menno ... jetzt hab ich das schon dreimal editiert, kanns aber immer noch nicht verständlich beschreiben ... bin halt "der Praktiker" schlechthin und sollte mich besser aus solchen theoretischen Themen raushalten... stimmts? :wink:

Der Grund für die "PK'sche Art Ski zu fahren" ist ganz einfach ... als ich vor einiger Zeit und etlichen Jahren Pause wieder mit Skifahren anfing, hatte ich einige Kilos zuviel auf der Waage. Und da wars eben "leichter" mein Körpergewicht mit gestreckten Beinen durch die Kurve "zu stemmen", als mit mehr oder weniger angewinkelten Beinen... Tja, und das habe ich nun eben so "drin" ...

Aber ganz so verkehrt scheint es garnicht zu sein... nur eben einseitig. *puh...nochmal mit 'nem blauen Auge davon gekommen!?* :-D
Und ob ich diese "Einsteitigkeit" doch noch irgendwann weg bekomme, liegt eher am "Wollen" als am "Können". :roll: Aber schau mer mal, vielleicht probier ichs ja nochmal... :wink:
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Re: Grundsatzfrage(n) zu Hoch-Tiefentlastung

Beitrag von Schneefrau » 28.11.2009 14:04

wie wär´s denn mal mit nem video von der "PK´schen art ski zu fahren" ?
Ute

2014/15: 29 Tage
2015/16: 30 Tage
2016/17: 20 Tage

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Re: Grundsatzfrage(n) zu Hoch-Tiefentlastung

Beitrag von PK » 28.11.2009 15:29

Ute,
i'sch 'abe garniemand der mi'sch filmt ... :roll:

@All:
So wie ich das sehe, fahre ich also mit Tiefentlastung. Nun gut. Mal weiter gedacht, ergeben sich damit (für mich) mehr Vorteile als mit "Hochentlastung" oder, wie schon angedacht, einer Mischform...

Beispiel:
Auf einem Flachstück fahre ich wie gewohnt tiefentlastet, wenn das nun steiler wird, muss ich zur Tempokontrolle "nur" die Schwünge entsprechend enger setzen, ohne meinen Bewegungsablauf "plötzlich" umstellen zu müssen. Und das ginge sogar mitten im Schwung, nur durch stärkeres Aufkanten, wenns denn sein müsste. Nach dem Steilstück setze ich die Schwünge "einfach" wieder weiträumiger. und so weiter und so weiter...

Würde ich nun "mittendrin" von tief- auf hoch-entlastend wechseln "müssen"... wäre das doch bei weitem nicht so flüssig, oder "durchgängig" möglich, wenn Ihr versteht was ich meine...

Da frage ich mich nun: warum und wann soll oder gar "muss" ich überhaupt den Stil ändern?

mal ganz provokativ: Ist es also mit Tiefentlastung nicht sogar die "bessere" Art Ski zu fahren?

jetzt krieg ich gleich Haue... wetten? :roll: :wink:
:lol:
Servus aus Bayern!
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Re: Grundsatzfrage(n) zu Hoch-Tiefentlastung

Beitrag von Martina » 28.11.2009 19:35

Nein - warum auch?

Meiner Erfahrung nach ist "Tiefentlasten" (also alles mit "Ski unter dem Körper durch) schwieriger zu lernen als "Hochentlasten".
Aber wie immer gibt es Ausnahmen - es kann sehr gut sein ,dass es dir besser liegt.

Was auch noch möglich ist: Dass dein Eindruck täuscht. Das will ich dir aber jetzt nicht unterstellen, es ist eben nur eine weitere Möglichkeit.

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