Hi LincolnLoop,
LincolnLoop hat geschrieben:du sprichst hier immer von gelenken. diese stellen aber "nur" die halte-/drehpunkte dar. drehen tu ich mit den
muskeln. z.b. sind beim drehen der füsse praktisch ausschliesslich unterschenkel- und fussmuskeln involviert. es ist m.e. sinnvoll, von der
aktiven muskulatur zu sprechen und nicht den passiven gelenken, wenn man beschreiben will, "wo die musik spielt".
Hi Urs,
Mmh... Ich find den Ansatz an sich gut, eher die "Aktiva" anzusprechen.
Ich geb Dir jetzt aber mal ein Beispiel:
"Spanne die Schienbeinmuskulatur und die obere Fußmuskulatur an, halte mit der Wadenmuskulatur dagegen!"
...könnte man auch anders sagen...
"Winkle das Fußgelenk an!"
- Der Sprachgebrauch des täglichen Lebens geht nun mal eher von Gelenken aus. Ich fände es extremst kompliziert, im Skiunterricht
jedes
Mal alle beteiligten Muskelgruppen anzusprechen (da würde die Beinmuskulatur ja nicht mal reichen!), abgesehen davon, dass von einem Skilehrer
oder Trainer extremes biomechanisches Fachwissen auf Abruf verlangt werden würde.
- Abgesehen davon tut sich auch der Schüler an sich leichter, da er mit einem Gelenk einen Bezugspunkt hat. Wenn es klappt, ist es ihm meistens
schnuppe, "Wie" das gegangen ist.
- Der Mensch ist nicht darauf trainiert "bewusste" Muskelbefehle auszuführen. "Spanne den Oberarmbizeps an!" -> Da wird nicht viel passieren.
"Winkle den Arm an!" -> Das wird klappen. Der Witz an der Sache ist, dass man nur den Agonator (in diesem Fall Bizeps) anspricht. Der Knackpunkt
ist aber der Antagonator (in diesem Fall u.a. der Trizeps), ohne dessen Entspannung wird das Anwinkeln nicht funktionieren. Bewusst steuern lässt
sich nur die intramuskuläre Koordination, nicht die intermuskuläre!
Gruß, Chris
Uups, hab die vorige Seiten nicht mehr so genau in Erinnerung gehabt
![:oops:](./images/smilies/icon_redface.gif)
. Nochmaliges Lesen der Seiten, etwas Abstand von einem Tag
und der Zusammenhang mit anderen aktuellen Themen von mir, lässt mich
die ganze Sache doch etwas allgemeiner und klarer sehen.
Die von mir angesprochenen kinetischen Ketten sind ja letztendlich
im Nervensystem verankerte neuronale Muster, in denen das Zusammenspiel
von Muskelgruppen, Sehnen, Bändern, Gelenken, Knochen und Nerven
gespeichert sind. Wir haben es also mit noch mehr als nur mit Muskeln
und Gelenken zu tun ...
Warum erwähne ich das Ganze? Ich befasse mich schon seit einigen Jahren
mit ganzheitlichen Bewegungsmethoden und versuche diese Methoden mit
dem Skifahren in Einklang zu bringen. Z.B. habe ich vor ca. 6 Jahren
das Skifahren komplett neu umgelernt und das Laufen vor 1.5 Jahren im Zusammenhang
mit meinem ersten Marathon. Ich hab also tief in mir verankerte Bewegungsmuster
umprogrammiert und bin immer noch dabei sie einzuüben...
Schimmi79 möchte ja seinen Fahrstil ändern oder erweitern, was eben
dem Anlegen oder neu bewerten von Bewegungsmustern entspricht. Neben
den bereits vielen guten Analysen und Tipps hätte ich ergänzend aus
meiner Sicht in der Kürze zwei Dinge für Schimmi79:
1. Mehr Einsatz des Rumpfes und der Hüfte
Auch wenn man es nicht glauben mag, aber der Hüft- und Rumpfbereich
ist die kraftvollste Region unseres Körpers. Manche sagen, dass die
Hüften das "Kraftwerk" unseres Körpers sind. Im Video habe ich gesehen,
dass Schimmi79 die Beine und Füsse sehr schön hin und her schwingt.
Die Hüften bewegen sich aber kaum. Das haben wir Männer uns leider so
ab dem 2./3. Lebensjahr angelernt ...
![;-)](./images/smilies/icon_wink.gif)
Ich bin der Meinung, dass wenn
Schimmi seine Hüften aktiv nach vorne und hinten bewegt, er den Schlüssel
zum Carven findet. Wichtig hierbei ist die Beweglichkeit und Lockerheit
der Hüften. Als visuelles Beispiel hätte ich hier das Kajakfahren.
Das Paddeln links und rechts bewirkt kleine Kurven, die in der Summe eine
Geradeausfahrt zur Folge haben.
2. Hände, Arme und Stöcke in die Bewegung mit einbeziehen
Das Thema Arme und Stöcke ist natürlich die nie endende Geschichte hier
im Forum. Trotzdem finde ich, dass erst der koordinierte Einsatz
von Händen, Armen und Stöcken im Zusammenhang mit den restlichen Körperteilen
zu einer harmonischen und stabilen Skibewegung führen. Wie schon oben bereits
erwähnt, ist Schimmis linker Arm sehr passiv. Der Skistock zeigt eigentlich
immer nach hinten und "bremst" sogar etwas im Schnee, wie man es gerade im
steileren Gelände des öfteren sieht. Dies entspricht einer eigentlich eher
verkrampften Arm- und Handhaltung. Auf der rechten Seite hingegen schwingt
der Stock locker nach vorne und macht einen kurzen Stockeinsatz, um anschliessend
auch wieder hinten "etwas zu bremsen". Diese asymmetrische Arm- und Stock-
haltung muss durch den Körper in irgendeiner Form wieder ausgeglichen werden,
damit Gleichgewicht herrscht.
Ein erster Ansatz für eine harmonische und ganzheitliche Skibewegung von Schimmi
wöre dann also, dass die linke Seite wie die oben erwähnte rechte Seite asynchron
schwingt. Wenn also die rechte Stockspitze locker nach vorne schwingt, schwingt
die linke Stockspitze locker nach hinten. Ein reines Stockspitze "auflegen"
verhindert den Rückfall in den klassischen Stockeinsatz. Spannend ist auch den Stock
gar nicht in den Schnee zu bringen...
Richtig angewendet unterstützt dieses bewusste und aktive Schwingen der Hände
und Stöcke mit kleinem Aussschlag die Bewegungen der Hüfte nach vorne und nach
hinten, so wie man es auch vom lockeren Joggen und Laufen her gewöhnt ist.
Dieses leichte nach vorne Schwingen der Stöcke bewirkt ausserdem eine leichte
Vorlage beim Einfahren in die Falllinie (Hang), besonders im steilen Gelände,
was auch die Gefahr der Rücklage vermindert und die Stockspitze immer in
der richtigen Position hält.
Bitte um Nachsicht um die etwas lang geratene Skiphilosophie...
![;-)](./images/smilies/icon_wink.gif)
Yeti