latemar hat geschrieben:
Dann kamen die Sicherheitsbindungen von Marker und GeZe. Da hat mein Vater alles schnell umgerüstet. Sicherheit war ihm immer sehr wichtig.
So mit ca. 15 Jahren habe ich mir mit einer der ersten Marker-Sicherheitsbindung Schien- u. Wadenbein gebrochen. Meine Mutter war auch die Sicherheit wichtig und sie wollte mir deshalb zum Marker-Dreieck vorne (so wurde das bei uns genannt) und für hinten eine dieser ersten Fersen-Federnautomatiken kaufen.
Aber der Bua wollte halt ausschau´n wie Jean-Claude Killy und bestand auf Fersenfixierung mittels fester Platte mit Langriemen. Durchgesetzt!
Da wir uns ja hier inzwischen über Old School Dinge unterhalten, erzähle ich mal einen Schwank aus meiner Jugend.
Es war Ostern am Spitzingsee, Schlierseer Hütte neben der Oberen Firstalm. Dort hoch schleppte mich meine Mutter die ganze Kindheit. Sommer wie Winter.
Alle Jahre wieder am Ostersonntag dann das AV-Rennen hinten am Freudenreichsattel bei der Brecherspitze. Steiler Nordhang im Wald, also noch genug Schnee. Diesmal durfte ich auch mitmachen – ich besaß ja jetzt nagelneue Schi mit eben dieser ½ Sicherheitsbindung. Und wenn ich das richtig erinnere, so konnte ich mit den Großen auch schon ganz gut mithalten.
Samstag wurde in gemeinsamer Aktion der Hang eingetreten und so etwas zwischen Slalom und Riesenslalom gesteckt. Die Stangen kamen noch vom Haselnussbaum, das Startsignal von einem Feldtelefon mit Kurbel, gestoppt wurde mit der Hand.
Am Sonntag dann mein erster Renn-Auftritt:
2. Durchgang. Ich letzter Fahrer. Das war so ausgelost, also nicht zeitabhängig. Aber im 1. Durchgang war meine Zeit im oberen Drittel. Da ging vielleicht noch was.
Der Bua schiaßt wie Killy runter und reißt beim vorletzten Tor die Schi hinten zu weit hoch und rum, dass sich die linke dieser Zweimeterlatten in den weichen Schnee gräbt und gräbt und gräbt. Knick. Knack. Tränen. Aus.
Doch jetzt wird´s lustig:
Unter den Beteiligten Fahrern befand sich eine Handvoll Bergwachtler. Und keiner hatte eine Streckschiene dabei. Ich selbst war kurz vorher in einer Schnupperstunde und wusste, was jetzt gleich passieren würde: Schienung und Streckung des Beines mit Bordmitteln. Dazu braucht es Schistöcke, meine Langriemen, Wickelkenntnisse, kurzum einen Handschuh in den Schritt geklemmt, um den Druck auf die Weichteile beim Auseinanderdrehen der Vorrichtung abzuschwächen. So verarztet wurde ich auf eine aus Slalomstangen und Anoraks gebaute Bahre gelegt und ab ging´s mit mir bergauf zur Oberen Firstalm. Für die geschätzten 2 km dauerte der Transport eine gefühlte Ewigkeit.
Ich weiß nicht mehr genau, was mehr schmerzte: die abgeschnittenen Langriemen meiner Super-Bindung oder jeder Schritt meiner Träger, die auch immer wieder mal Knietief einsanken und sich aus Kraftgründen beim Tragen abwechselten.
Das Ende vom Lied war dann eine Liegend-Fahrt auf dem Rücksitz eines VW-Käfer von der Oberen Firstalm ins Krankenhaus nach Hausham. Zwei Wochen stationär, dann 6 Wochen Gips bis zum Oberschenkel. In der 4-ten Woche wurde ein Gummiklotz angegipst und ich durfte wieder peu a peu auftreten.
Und jetzt wir´s noch lustiger:
Kaum einigermaßen auf Krücken unterwegs - inzwischen war Anfang Juni - war der Bua scho wieder in den Bergen. Und weil`s bei den Erwachsenen in der Hütte immer so langweilig war ist der Bua halt raus und hat sich im Klettern an diesen 3 m Brocken vor der Hütte probiert. Mit Gips, versteht sich.
Wie es der Teufel will rutscht der Bua ab und fängt den Aufprall mit dem Gipsfuß ab. Mit tierischem Geschrei liege ich in der Wiese, mein Gips ist am Knie auseinander gebrochen. Ab geht es erneut auf dem Rücksitz nach Hausham ins Krankenhaus. Gottseidank ist nichts passiert. Der Schmerz resultierte aus dem plötzlichen Durchstrecken des lange ruhiggestellten Beins. Einen Anschiss vom Arzt hat sich Mama aber anhören müssen.
Ich hoffe, ich habe euch mit meiner Story vom Krieg nicht gelangweilt.