Herbert Züst hat geschrieben:Wenn ein Kind Laufen lernt, habe ich noch nie gehört, das im Erwachsene sagen wie es das machen muss.
Gutes Beispiel: Wie viele Eltern gibt es, die monatelang in gebückter Haltung durch die Gegend latschen, das Kind an den nach oben gehaltenen Armen festhaltend, damit es "gehen üben" kann? Wie viele Eltern benutzen ein Gehfrei?
Hier fängt es nämlich an: möglicherweise "kann" das Kind so früher gehen, aber es hat keinen natürlichen, sinnvollen Bewegungsablauf gelernt, es hat seine Muskeln nicht richtig ausgebildet und wird ein unsicherer Geher.
Das gleiche gilt bei Kind hinsetzen etc.
Natürlich gibt es bei all diesen Sachen einen grossen Unterschied zwischen "darf gelegentlich mal sein" und "machen wir immer".
Herbert Züst hat geschrieben:Genau so halte ich es mit Skifahren, dem Kind möglichst früh, dh. so mit eineihalb bis zwei Jahren Ski geben und machen lassen. Wir haben des Sikfahren jedenfalls so gelernt, dass wir es den Erwachsenen einfach abgeguckt und nachgemacht haben. Ich persönlich war nie in einer Skischule und habe das Skifahren wie ich meine trotzdem einigermassen gut gelernt.
Achtung: eineinhalb bis zwei Jahre ist grundsätzlich zu früh, weil der Körper des Kindes noch zu wenig weit ist. Ich kann es nicht im Detail korrekt erklären, aber es geht darum, dass die Knochen noch weich, die Muskeln zu wenig stark und der gesamte "Stützapparat" zu wenig ausgebildet ist. Kinder haben in diesem Alter erst grad gehen gelernt und der "aufrechte Gang" ist noch ganz neu!
Auch hier: gelegentlich ausprobieren und auf Ski herummarschieren und etwas rutschen ist schon ok. Ausserdem ist die körperliche Entwicklung nicht bei allen Kinder gleich.
Aber der Grundgedanke deines Beitrages halte ich für völlig richtig: Kinder muss man kaum im klassischen Sinne "unterrichten" beim skifahren. Meiner Meinung nach kann man sie, um sie zu fördern, gezielt in Situationen bringen, die sie "zwingen", neues auszuprobieren: das kann am Anfang die erste Abfahrt sein (von der Fläche an den Hang -> Bremsen wird ev. nötig), später aber z.B. das Fahren hinter guten Fahrern und somit imitieren deren Linie und Technik, das befahren einer mehr forderden Piste, anderen Geländes, im Nebel,
vor anderen Kindern, mit einem Ski, die Stöcke balancierend etc. etc.
Selbstverständlich ist dafür viel Feingefühl nötig: Fordern ist oft sehr nahe beim überfordern....
Übrigens: eine gute Skischule macht im Kinderunterricht genau dies! Das Problem für das "Durchschnittsskikind"(was Herbert nicht war, da er neben dem Skigebiet aufgewachsen ist, oder?) ist oft, dass es nicht genügend sinnvolle Vorbilder hat bzw. nicht unterscheiden kann, wen zu imitieren sich lohnt und wen nicht.
Ein sinnvolles Vorbild muss nicht zwingend jemand sein, der auf sehr hohem Nivau ski fährt, sondern jemand, der sich natürlich und funktionell bewegt.