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Bootout, Platten, geometrische Betrachtungen

Verfasst: 06.03.2005 11:12
von prie
Schönen guden Tag,

mir sind gestern aus gegebenem Anlass mal ein paar Gedanken durch den Kopf gegangen, was die "geometrische" Sinnhaftigkeit von Standerhöhungen betrifft. Kamma ja vielleicht mal a bißl schwätzen drüber :-)
Also. Angenommen, es tritt der Fall ein, dass man bei sportlichem Carven mit sportlichem Ski und sportlicher Bindung (~55mm Höhe) nen Bootout hat, stellt sich die Frage nach ner Standerhöhung.
Unter sportlichem Carven versteh ich, dass die Testperson ordentlich in der Kurve liegt. Welchen Aufkantwinkel nimmt ma da an? Keine Ahnung, ich nehm mal 20-30°.
So, unter dieser Annahme kommt man mit Hilfe des Sinussatzes darauf, dass pro cm Standerhöhung die effektive "Höhe über Schnee" (meist des Skischuhs) um 0.34-0.5 cm steigt. Is ja nicht grade prickelnd! Wenn man durch mehr Erhöhung seine Technik und damit den Aufkantwinkel noch mehr steigert, is man pro cm Erhöhung um 0.3-0.4 cm höher. Also am Beispiel einer 20mm-Platte schmale 0.6 cm... Bringt's das? Gerade auf nicht pickelharter Piste würd ich die 0.6 cm als vernachlässigbar einschätzen...

prie

Verfasst: 07.03.2005 09:35
von extremecarver
geh mal eher von 45° und mehr aus. Bringen tuts IMO trotzdem was, wenns auch nur 5° zusätzlich sind. Besser ist natürlich ein schmalerer Schuh bzw, breiterer Ski

Verfasst: 07.03.2005 13:13
von PK
hmmm also ich bin wirklich kein Mathegenie, aber kann es nicht sein das du da falsch rechnest?

Liegts evtl. an der "Sichtweise" des Aufkantwinkels?
Rechne mal mit 45° Aufkantwinkel, da sollte pro 1 cm Erhöhung "effektiv" ca. 0,75 cm mehr an Standhöhe raus kommen, und bei deinen 20° -30° also noch mehr... ausser, die 20° sind in "Wirklichkeit" 70° ...

Verfasst: 07.03.2005 14:13
von prie
@PK
Jo klar, bei 45° sind's 1/sqrt(2), also ca. 0.77.
Ich meine den Winkel zwischen Boden/Schneeoberfläche und Körperachse.

Um das nochmal zu verdeutlichen: daß eine Erhöhung von 40mm auf 80mm was bringt, stell ich ja nicht in Frage :)
Aber die kleineren Platten (5-15mm oder so), die jeder haben will weil's sportlich und modern ist ;), bringen eben die besagten 0.xx Centimeter. Auch wenn 45° anscheinend realistischer sind als 20-30° (leicht verschätzt :)), glaube ich folgendes: wenn ich mit so einem Ski durch die Kurve pfeife und es mich zwecks Bootout auf die Schnauze haut, hätten mich die 0.xx cm mehr auch nicht rausgerissen.
Mein persönliches Fazit wäre: die Spielerei mit "kleinen" Platten bringt kaum Gewinn bzw. eher nur psychologischen; wenn Standerhöhung mit merklichem Sinn und Zweck und Fahrkönnen, dann gscheit...

prie

Re: Bootout, Platten, geometrische Betrachtungen

Verfasst: 07.03.2005 16:56
von Uwe
prie hat geschrieben: .... Also am Beispiel einer 20mm-Platte schmale 0.6 cm... Bringt's das? ...
Wohl kaum :D
Da ich nicht so der "Sinussatz"-Kenner bin ... was kommt denn raus, wenn ich statt der 20mm in der Höhe den Ski pro Seite um 10 mm breiter mache?

Verfasst: 07.03.2005 19:03
von KOSTI
prie, du ziehst die sache von der falschen seite her auf.
es ist nicht entscheident wieviel höher du bei einem bestimmten aufkantwinkel stehst. das was wichtig ist, ist einfach der maximal mögliche aufkantwinkel, zum ordetlich sägen ist das mehr als 60°

Verfasst: 07.03.2005 20:01
von prie
KOSTI hat geschrieben:prie, du ziehst die sache von der falschen seite her auf.
es ist nicht entscheident wieviel höher du bei einem bestimmten aufkantwinkel stehst. das was wichtig ist, ist einfach der maximal mögliche aufkantwinkel, zum ordetlich sägen ist das mehr als 60°
Hm, ist das nicht das gleiche? Ich muß doch erst höher stehen, um einen möglichst großen Aufkantwinkel zu erreichen... (die vorhandene Technik sei hier vernachlässigbar da unendlich :))

Zur Winkelthematik:
Bild
1: Aufkantwinkel 0°
2: 30°
3: 60°
Ich lag also oben falsch :oops:, alles genau von der anderen Seite:

Aufkantwinkel / Höhengewinn pro cm Plattenhöhe:
0° / 1cm
20° / 0.94cm
40° / 0.76cm
60° / 0.5cm
70° / 0.34cm
80° / 0.17cm
90° / 0cm

Hier zeigt sich also der Effekt: je extremer man fährt/carvt, desto weniger bringt eine Erhöhung mittels Platte bzw. umso mehr muß man für einen spürbaren Effekt erhöhen!

Der sich ergebende Winkelgewinn (wieviel mehr Aufkantwinkel krieg ich mit Platte hin gerade bis zum Bootout) ist schwer zu berechnen, da stark abhängig von der Entfernung Kante -- bootoutverursachende Stelle am Schuh. Vorstellung: Rechtwinkeliges Dreieck, Ankathete = Schnee (z.B. 10cm Kante--Bootoutstelle), Gegenkathete = Höhengewinn (z.B. 0.5cm). Winkel alpha = Winkelgewinn, bewegt sich zwischen 1 und 5° pro cm Höhengewinn (nicht Plattenhöhe), also von eher mau bis ganz ordentlich bei hohen Platten.
Beispiel: Aufkantwinkel 60° -> Höhengewinn 0.5cm pro cm Platte. Angenommene Entfernung Kante--Bootoutstelle: 15cm -> Winkelgewinn ~2° pro cm Höhengewinn. Entfernung 10cm ergäbe ~3° Gewinn, 20cm ergäben ~1.3° Gewinn.
Erwartungsgemäß gilt also analog zu oben: je höher die (Grund-)Platte/Standhöhe, desto weniger Winkelgewinn bei zusätzlicher Aufstockung.

Uwe, für die Hommage an Edelwiser das Pferd einfach von hinten aufzäumen, also 90°-Winkel verwenden. Bei den von Kosti angenommenen 30° Aufkantwinkel sind das 0.87cm Höhengewinn pro cm Verbreiterung.

prie

PS: Nicht daß ich mir da üble Nachrede einfange: Ich mag dieses theoretische Gelaber eigentlich gar nicht, normalerweise fahr ich einfach und fertig :D
Ab und zu schlägt halt der Ingenieur durch :)

Re: Bootout, Platten, geometrische Betrachtungen

Verfasst: 07.03.2005 21:22
von pcs
Uwe hat geschrieben: Da ich nicht so der "Sinussatz"-Kenner bin ... was kommt denn raus, wenn ich statt der 20mm in der Höhe den Ski pro Seite um 10 mm breiter mache?
Der mathematische Zusammenhang lautet:

(Erhöhung über Kante)/(Boot-Überstand über Kante) = tan(Anstellwinkel)

x/0 = tan(90°) (Schuh schmaler oder gleich Skibreite, Erhöhung ist egal, Winkel 90°)

0/x = tan(0°) (Keine Erhöhung, Schuh breiter als ski, theorethisch Winkel=0°

1/2 = tan(26,6°) (Erhöhung = halber Überstand)

1/1 = tan(45°) (Erhöhung=Überstand)

2/1 = tan(63,4°) (Erhöhung = doppelter Überstand)