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Höherer Z-Wert durch Tibia-Methode?

Verfasst: 20.02.2013 12:51
von elypsis
Hallo zusammen!

Durchs Umsteigen auf einen neuen Schuh mit etwas kürzerer Sohlenlänge war ein Neueinstellen meiner Bindungen notwendig. In den vergangenen Jahren wurde dabei ein Z-Wert von 6,5 eingestellt, der über die Gewichtsmethode ermittelt wurde. Meine hierfür relevanten Daten sind:

Körpergröße: 1,80 m
Gewicht: 78 kg
Alter: > 50
Geschlecht: männlich
alte Sohlenlänge: 313 mm
Fahrkönnen: 3

Der so zustande gekommene Wert von 6,5 ist für mich eindeutig nachvollziehbar, fahrtechnisch öffnete die Bindung nie zu früh. Jetzt bin ich auf einen Rennschuh mit einer Sohlenlänge von 303 mm umgestiegen und die Bindungen wurden nach der Tibia-Methode eingestellt. Laut dem Fachhändler sei dies die wesentlich genauere Methode, da mehr Einzelparameter aufgenommen werden. So gibt es beim Bestimmen des Fahrkönnens die Kategorie 3+ (abseits), Skilänge und Flexfaktor des Schuhs. Meine Daten wurden somit um diese Parameter erweitert:

Kniestärke: 81 mm (kleinere Messwert)
Sohlenlänge: 303 mm
Skilänge: 165 cm
Flexfaktor: 140
Fahrkönnen: 3 - 3+

Aktuell ist jetzt ein Z-Wert von 8,0 eingestellt? Kann das gegenüber 6,5 passen?

Re: Höherer Z-Wert durch Tibia-Methode?

Verfasst: 20.02.2013 13:11
von plateaucarver
Die TIBIA-methode ist in den informativen Anhang verschoben. Das heisst, sie ist als "informativ" herabgestuft, während die Gewichtsmethode einzig als "normativ" gilt. Bemerkung: Einige Körperschaften in Deutschland (z.B. VDS) forcieren nach wie vor die TIBIA-Methode, was nicht verboten ist.
Quelle: DIN/ISO 11088
http://www.sportech.com/D/Normen_D/ISO11088.html

Schuhtyp und Zusatzwerte wie +3 sind nicht Bestandteil nur der Tibia-Methode, sondern der Norm insgesamt.

Abgesehen davon erwischt es am Knie meistens die Bänder, und ob deren Festigkeit bzw. deren Schutz durch Muskelpakete mit der Breite des Tibiakopfes so eindeutig korreliert, ist mMn fraglich. Die Tibiamethode wurde zu einer Zeit entwickelt, als Skischuhe noch aus Leder, knöchelhoch und z.T. zum Schnüren waren ... (viewtopic.php?p=133365#p133365 bzw. viewtopic.php?p=133359#p133359)). Kunststoffschuhe mit höherem Schaft kamen erst Anfang der 1970er auf.

Re: Höherer Z-Wert durch Tibia-Methode?

Verfasst: 20.02.2013 13:28
von elypsis
Hallo plateaucarver,

sehr interessante Info - das Argument mit dem Lederschuh zieht - danke! Demzufolge werde ich am Wochenende am Skiort wieder nach der Gewichtsmethode die 6,5 einstellen lassen.

Gruß
Volker

Re: Höherer Z-Wert durch Tibia-Methode?

Verfasst: 20.02.2013 14:08
von plateaucarver
Die Tibiamethode ist sicher an die modernen Schuhe angepasst worden, aber der theoretische Hintergrund ist mMn fragwürdig.

Die Gewichtsmethode hat den "quick & dirty"-Vorteil ;-) : welche biomechanischen Zusammenhänge bestehen ist egal, sie beruht auf statistischer Auswertung von Verletzungen und arbeitet daher mit retrospektiv "richtigen" Zahlen.

Dazu kommt beim Tibiakopf eine bedeutende Fehlerquelle: die Messung selber
viewtopic.php?p=105537#p105537
Martina hat geschrieben:ein befreundeter Arzt hat mir nach Abholen seiner Leihski mal gesagt: "Ich weiss nicht, was die da genau gemessen haben, aber der Tibiakopf war das nicht!"