Skilänge

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BenSkiMin
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Skilänge

Beitrag von BenSkiMin » 25.02.2023 12:58

Hallo zusammen,

ich habe - aus reiner Neugier - eine (theoretische) Frage zur Skilänge.

Meines Wissens gibt es bestimmte Faustregeln, wie lang ein Ski etwa sein sollte in Relation zur Körpergrösse, zum Beispiel:
  • Slalomskier etwa bis zum Kinn
  • Riesenslalomskier etwa auf Körperlänge
In den letzten Skiferien habe ich jemanden getroffen, der über 2m gross war. Der hatte aber keine 2m langen Skier! Er meinte auch, dass er glaube, so lange Skier gar nicht richtig fahren zu können. (Ich weiss früher gab es das. Aber heute ist es doch eher ungewöhnlich, mal abgesehen vom Rennsport).

Seit dem Frage ich mich, ob es gewisse Grenzen gibt, was die absolute Länge der Skier angeht. Jemand der 1.70m gross ist und Skier auf Körperlänge fährt, wird wahrscheinlich ein ganz anderes Fahrerlebnis haben als jemand, der 2m gross ist und Skier auf Körperlänge fährt.

Ich vermute, es verhält sich so, dass sehr kleine Menschen im Hinblick auf die Faustregel die Skier tendenziell etwas länger fahren, um mehr Stabilität zu haben, und sehr grosse Menschen die Skier tendenziell etwas kürzer, um sie überhaupt noch bewegen zu können.

Was meint ihr dazu?

Ich bin selbst 1.92m und fahre Skier tendenziel lieber etwas kürzer - mal abgesehen davon, dass es in vielen Skikategorien auch gar keine Skier mit meiner Körperlänge gibt...

Liebe Grüsse
Ben

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gebi1
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Re: Skilänge

Beitrag von gebi1 » 26.02.2023 10:18

Deine Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Im Skirennsport fahren alle die gleichen Längen. Im SL die Männer 165 cm, die Frauen 155 cm. Im RS sind aktuell zwei Längen erlaubt, beide mit einem 30 m Radius. Kleine Fahrer müssen halt mehr arbeiten, weil sie kleiner Hebel haben. Sieht man z.B. beim Bulgaren Popov, der im SL wie ein Gummiball wirkt. Der 2 Meter Mann Zenhäusern kann mit seinen langen Hebeln viel ausgleichen und dadurch geschmeidiger durch die Tore schleichen.

Sehr starke Hobbyfahrer werden SL Ski immer in 165 cm fahren. SL Ski haben ein sehr hartes Tail, darum ist es wichtig immer zentral über dem Ski zu stehen, und ja nicht zu viel Druck auf dem hinteren Drittel des Skis zu haben, sonst entsteht der gefürchtete Katapulteffekt und der Fahrer fliegt ab. Länger ist auch für grosse Fahrer nicht angebracht, weil sonst der Charakter des Skis verloren geht. GS Ski (Racecarver) unter180 halte ich für Unsinn, egal wie gross man ist. Diese Ski brauchen Speed und Laufruhe, um ihre Qualitäten auszuspielen. Da sowieso nur sehr gute Fahrer GS Ski fahren sollten, kommen die auch mit langen Ski klar. Ich habe wieder festgestellt, dass die Racecarver einfach zu kleinen Radien haben. Um wirklich schnelle, lange Turns zu fahren, eignen sich Masters Ski einfach besser, weil sie Torsionssteifer sind und längere Radien haben. Immer wieder sehe ich Fahrer, die einen Racecarver in 175 cm haben und diesen dann mit Rück- und Innenlage, mit Druck auf dem Innenski driften. Keine Ahnung wer denen einen solchen Ski verkauft hat. Wer vorzugsweise gerutschte Schwünge fährt und das sind wohl mindestens 95% aller Skifahrer, muss die Finger von hochsportlichen Ski lassen.

Kommen wir zur grossen Masse von Skisportlern. Wie bereits bemerkt, sind die eigentlich immer am Rutschen oder versuchen zu carven, in dem sie in die Kurve hineinlehnen. Zudem fahren diese Leute fast alle mit Rücklage. Da frage ich mich immer wieso sie das tun. Den sobald man spürt, wie der Skischuhrand in die Wade drückt, weiss man doch, dass man zu viel Gewicht auf dem Tail hat. So werden moderne Ski fast unfahrbar. Solche Leute brauchen einen toleranten, fehlerverzeihenden, nicht zu langen Ski. Und vor allem brauchen sie einen Skikurs, wo man ihnen zeigt, wie die Grundposition auf dem Ski aussieht und wie man einen geschnittenen Basisschwung fährt. Das gelingt am besten mit einem Ski, der einen kleinen Radius hat und der einem bei der Kurveneinleitung unterstützt. Leider ist das Material vieler Skifahrer schlecht gewählt (zu grosse und zu lange Schuhe), alt und/oder schlecht gepflegt. Ohne scharfe Kanten ist an einen geschnittenen Schwung nicht zu denken.

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majortom
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Re: Skilänge

Beitrag von majortom » 26.02.2023 15:25

Meiner Meinung nach ist es in einem ersten Schritt viel wichtiger sich zuerst eine halbwegs vernünftige Skitechnik anzueignen. Wenn man das geschafft hat gehts dann daran herauszufinden, welcher Skityp einem am besten taugt. Hier kommt man eigentlich nicht drum herum verschiedene Skitypen und Modelle zu testen. Die Skilängenempfehlungen würde ich eher als nicht in Stein gemeisselte Richtlinien anschauen sondern pragmatisch herangehen und austesten, in welcher Länge der entsprechende Ski einem selbst am meisten Spass macht. Nur weil auf dem Ski SL, bzw. GS drauf steht, muss der Ski desshalb nicht zwingend 167 bzw. 180 lang sein. Ich bin Jahrelang einen SL in 155 gefahren und war happy damit. Vor 2 Jahren dann auf 167 umgestiegen und in der Zwischenzeit denke ich, ein GS würde besser zu meinem Fahrstil passen. Ich möchte mich allerdings nicht auf eine bestimmte Länge fixieren sondern austesten, womit ich am meisten Spass habe und wohin ich mich entwickeln möchte.
Lange Rede kurzer Sinn: Skilängenempfehlungen sind gute Anhaltspunkte müssen aber nicht zwingend eingehalten werden sondern aufgrund persönlicher Parameter ausgesucht werden.

BenSkiMin
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Re: Skilänge

Beitrag von BenSkiMin » 05.03.2023 20:35

Vielen Dank für die ausführlichen Antworten - fand ich sehr aufschlussreich!

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Re: Skilänge

Beitrag von dean » 07.03.2023 15:38

Eine Ergänzung hätte ich noch zu den sehr ausführlichen meiner Vorschreiber.
Je nach Ski kommt es noch aufs Gewicht des Fahrers an.
An den div. Test an denen ich war, gab es immer wieder junge und gute Skifahrer. Wenn sich diese dann mit 70kg auf einen GS Ski stellen in Körperlänge, kann es durchaus sein, dass der eine oder andere etwas überfordert war. Wenn dann einer mit um die 90kg auf den selben Ski stellt, fand er den dann super.

Wie immer heute, es kommt darauf an und wenn möglich immer alles testen!

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