Das Ende des Pistenskis - eine Kontroverse

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extremecarver
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Re: Das Ende des Pistenskis - eine Kontroverse

Beitrag von extremecarver » 08.02.2017 11:35

Rasen muss gut feucht sein dann geht es relativ easy. Dazu werden die vorm Filmen Steine ansammeln usw
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odenwälder
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Re: Das Ende des Pistenskis - eine Kontroverse

Beitrag von odenwälder » 08.02.2017 12:00

skifossil hat geschrieben:Der typische Off-Piste-Fahrer des Jahres 2017 käme aus eigener Kraft nicht mal zur Bergstation.
Jein. Es gibt heute eine sehr breite Basis sehr fitter Skibergsteiger. Das hat sicher was mit dem Boom bei den Ausdauersportarten (Triathlon etc.) zu tun. Der Boom beim Freeriden/Tourengehen kommt meiner Ansicht nach aus dieser Ecke. Dazu kommt, dass die plattgewalzten Pisten nicht jedem auf Dauer Spaß machen (Täuscht mich meine Erinnerung, oder waren die Buckel z.B. in der Gamsleiten früher wirklich höher/größer?). Erst die große Nachfrage nach passenden Skiern hat dann zu der Entwicklung geführt .
skifossil hat geschrieben:Und jetzt erzähle mir noch, dass der typische mit extrabreiten Ski bewaffnete Off-Piste-Fahrer des Jahres 2017 dies mit Winterbesteigungen in Eis und Fels verbindet.
jein. Wenn man seine eigenen Wege sucht (also nicht einfach irgendwelchen Spuren folgt) kann man auch in den bayer. Alpen durchaus erlebnisreiche Abfahrten haben. Aber du hast schon auch Recht: Bayern/Salzburg ist nicht die Dauphiné - dort würde man das vielleicht anders sehen.

Mir geht es aber wie einigen anderen, die sich wundern, dass zum Beispiel derart oft SL-Carver empfohlen/verkauft werden. Mancher Käufer wäre mit einem breiteren und weicheren Ski wirklich gut beraten. Da geht es noch nicht mal ums Freeriden, sondern einfach darum, wie man am besten einen sportlich interessanten Tag am Berg verbringen kann. Wenn Leute Schwierigkeiten im Sulz/mit Schwungbuckeln haben, dann liegt das oft an der falschen Körperhaltung (KSP zu weit hinten, die Arme flattern irgendwo unkontrolliert). Eigentlich wäre dann ein weicherer, breiterer Ski angezeigt, mit dem man sich das Vertrauen erarbeiten kann, Druck auf die Schaufel zu geben. Wenn man mit den breiten Skiern auch noch vereiste Hänge hinunterkommt, um so besser. Hier hat der Rocker (dessen Sinn ich anfangs nicht verstanden habe) einiges ermöglicht.

In Zukunft wird es aber nicht die Frage sein, ob man mit breiten oder schmalen Ski in den Alpen unterwegs ist, sondern ob man im Winter mit den Skiern oder doch besser mit dem Fahrrad fährt. Mein Standortnachteil weit weg von den Alpen in der Nähe von FRA wird dann irgendwann zum Vorteil, ich bin dann wenigstens schnell in Colorado ... :wink:

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Re: Das Ende des Pistenskis - eine Kontroverse

Beitrag von skifossil » 08.02.2017 12:01

gebi1 hat geschrieben:Gebi-Allmountain - danke, danke, danke! Ich fühle mich geehrt :D

Es zeigt übrigens schön, wie die Zukunft des Skifahrens im Alpenraum aussehen könnte.

Gebi Allmountain.jpg
... und dann mit Sprung über die Graskante ins nächste Schneefeld, womit wir wieder beim Thema Gewicht wären. :D

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elypsis
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Re: Das Ende des Pistenskis - eine Kontroverse

Beitrag von elypsis » 08.02.2017 12:29

odenwälder hat geschrieben:Mir geht es aber wie einigen anderen, die sich wundern, dass zum Beispiel derart oft SL-Carver empfohlen/verkauft werden. Mancher Käufer wäre mit einem breiteren und weicheren Ski wirklich gut beraten. Da geht es noch nicht mal ums Freeriden, sondern einfach darum, wie man am besten einen sportlich interessanten Tag am Berg verbringen kann. Wenn Leute Schwierigkeiten im Sulz/mit Schwungbuckeln haben, dann liegt das oft an der falschen Körperhaltung (KSP zu weit hinten, die Arme flattern irgendwo unkontrolliert). Eigentlich wäre dann ein weicherer, breiterer Ski angezeigt, mit dem man sich das Vertrauen erarbeiten kann, Druck auf die Schaufel zu geben. Wenn man mit den breiten Skiern auch noch vereiste Hänge hinunterkommt, um so besser. Hier hat der Rocker (dessen Sinn ich anfangs nicht verstanden habe) einiges ermöglicht.
Na, super! Jetzt frage ich mich doch, warum du erst jetzt mit deinem Wissen quasi aus dem Hinterhalt heraus auftrumpfst und dich nicht direkt an den Diskussionen um einen passenden Ski beteiligst!
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Re: Das Ende des Pistenskis - eine Kontroverse

Beitrag von odenwälder » 08.02.2017 13:59

elypsis hat geschrieben:und dich nicht direkt an den Diskussionen um einen passenden Ski beteiligst!
Meine Lobeshymne auf den Rocker (und was technisch noch daraus noch werden kann) will da wahrscheinlich niemand hören. :wink:

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Re: Das Ende des Pistenskis - eine Kontroverse

Beitrag von Mathi » 08.02.2017 14:05

Hallo,

Zu Roberts Aussage:
"Es gibt heute eine sehr breite Basis sehr fitter Skibergsteiger. Das hat sicher was mit dem Boom bei den Ausdauersportarten (Triathlon etc.) zu tun. Der Boom beim Freeriden/Tourengehen kommt meiner Ansicht nach aus dieser Ecke. Dazu kommt, dass die plattgewalzten Pisten nicht jedem auf Dauer Spaß machen (Täuscht mich meine Erinnerung, oder waren die Buckel z.B. in der Gamsleiten früher wirklich höher/größer?). Erst die große Nachfrage nach passenden Skiern hat dann zu der Entwicklung geführt."
:zs: , da ist was dran.

Es ist tatsächlich festzustellen, das Buckelpistefahren in den letzten Jahren sehr abgenommen hat.
Die Fahrer, die die Herausforderung auf der Buckelpiste gesucht haben, sind dann irgendwann auch mehr ins Gelände gegangen und haben die durch diesen Trend entstandenen Schientwicklungen genutzt und weiter vorangetrieben.
Natürlich handelt es sich dabei eh um recht gute Schifahrer, die mit jedem Schi irgendwie klarkommen, aber dieser Typ von Schifahrern hat gemerkt, daß mit breiten Latten fast alles Spaß macht.

Ein reiner Pistenfahrer sollte sich bei der Auswahl seines Schi auch vielmehr Gedanken machen, zu welcher Jahreszeit er seine Woche/n Schiurlaub antritt.
Sicher macht das Schifahren mit einem Slalom- oder GS-Carver auf einer harten eisigen Piste großen Spaß.
Die Hauptschiurlaubszeit liegt jedoch Mitte Februar bis Ende März. Wann hat man dann noch solche harten Schneeverhältnisse?
Zu dieser Zeit sind die Pisten in den normalen Schigebieten schon etwas weicher und werden dadurch schneller verfahren.
Meiner Meinung nach kann man solche Verhältnisse eben mit einem etwas breiteren und weicheren Schi mit Rocker doch besser (sogar sportlich entspannter) beherrschen.
Robert hat schön die Gründe dafür aufgezeigt.

Gruß
Mathi

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Re: Das Ende des Pistenskis - eine Kontroverse

Beitrag von elypsis » 08.02.2017 15:29

odenwälder hat geschrieben:Meine Lobeshymne auf den Rocker (und was technisch noch daraus noch werden kann) will da wahrscheinlich niemand hören. :wink:
Lass doch mal hören, aber vielleicht in einem gesonderten Thread!
Mathi hat geschrieben:Die Fahrer, die die Herausforderung auf der Buckelpiste gesucht haben, sind dann irgendwann auch mehr ins Gelände gegangen und haben die durch diesen Trend entstandenen Schientwicklungen genutzt und weiter vorangetrieben.
Die Buckelpiste war vor Jahren das Ticket zum Varianten fahren. So hatte ich das zumindest erlebt. Ob das heutiger Praxis oder Lehrmeinung entspricht, weiß ich nicht.
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Re: Das Ende des Pistenskis - eine Kontroverse

Beitrag von extremecarver » 08.02.2017 16:00

Buckelpiste kann sich halt nur vernünftig bilden - wenn die Leute wissen wie man auf Buckeln fährt. Früher mit den langen Ski gabs sonst einfach kein vernünftiges runterkommen - dazu konnte man mit den schmalen Latten nicht gescheit Offpiste fahren - also enstanden schöne Buckelpisten. Viele gute Fahrer gingen halt in die Buckel - die nun lieber freeriden gehen.

Heute gibts die fast nur noch dort - wo die Durchrutscher nicht vorkommen - etwa an Gletschern im Herbst 1-2 Lines mit guten Buckeln - die halt viele Rennfahrer zum aufwärmen nutzen.
Dazu sind Snowboards denkbar schlecht um klassiche Buckel zu erzeugen, mit nur Snowboardern entstünden Buckel mit deutlich mehr Abstand voneinander, also eher einfach wellig - aber inzwischen ist der Snowboarderanteil eh sehr gering - daran liegts also nicht (mehr).

Früher waren Buckel IMHO wirklich größer - bzw gibts heute Buckel wie früher kaum mehr.
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Re: Das Ende des Pistenskis - eine Kontroverse

Beitrag von odenwälder » 08.02.2017 16:22

elypsis hat geschrieben:Lass doch mal hören, aber vielleicht in einem gesonderten Thread!
Ich glaube schon, dass das hier her gehört.
In den 80ern waren Skier so gebaut, dass sie mit dem Gewicht des Fahrers gleichmäßig am Boten aufliegen und so eine gerade Kante haben. Dann kam die Innovation mit den gekrümmten Kanten, der Ski wurde entlang seiner Achse so verändert, dass der Ski in der Kurve ganz aufliegt.

So um 2000/2001 kam man dann auf die Idee, fürs Gelände dem Ski auch der anderen Raumrichtung eine von der Gerade abweichende Form zu geben, so dass der nicht gerade aufliegt (Rocker). Das hat dann bis etwa 2010 gedauert, bis das so weit durchentwickelt war, dass man das auch bei Pistenski eingebaut hat. Der heutige Consumer-Pistenski (Pisterocker) trägt also "Freeride-Gene" in seiner Konstruktion. Wenn Du Artikel aus 2010-2012 zum Thema Rocker liest wirst Du sehen, dass man damals noch ziemlich skeptisch war, was der Rocker wirklich bringt. (z.B. hier: http://www.skiinfo.de/news/a/571181/vor ... ocker-ski-) .

Was man damals noch nicht voll sehen konnte, sind die Möglichkeiten, die sich damit im Skibau eröffnet haben: Z.b. breite Ski, die sich sauber auf der Kante fahren lassen. Wir sehen hier wahrscheinlich erst den Anfang der Entwicklung. Und damit stellt sich schon die Frage, ob der Consumer-Pistenski (=reine/beinahe reine Camberkonstruktion) vor einer Ablösung steht (siehe Titel). Ich kann mir deshalb durchaus vorstellen, dass es hier noch einen Entwicklungsschub geben wird und beispielsweise die Massenski in Zukunft deutlich breiter werden, da Breite (in bestimmten Grenzen) kein Nachteil mehr ist. Der Ski wäre dem Einsatzbereich nach immer noch ein Pistenski, wäre aber konstruktiv aus dem Freeridebereich und nicht aus dem Rennbereich abgeleitet.

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Re: Das Ende des Pistenskis - eine Kontroverse

Beitrag von extremecarver » 08.02.2017 16:47

Nein - der Rocker bei Pistenski kommt nicht von Freerideski - dass ist eine falsche Annahme. Der kommt als Kopie von kessler Racesnowboards - wo seit Beginn der 2000er benutzt wird und dann dadurch dass halt die Skirennmarken sehen dass was beim Raceboard klar besser funktioniert - es bei Ski auch probiert haben - bzw dass der Kessler ja eine Kooperation mit Atomic hat (noch immer?) - sprich das einfach hier auch umgesetzt hat. Atomic hat für die echten Rennski recht viel KnowHow/CAD bei Kessler zugekauft.

Der Rocker bei Freerideski kam von Snowboards/Surfboards und hat sich dann halt von dort weg entwickelt.
Alles ist halt nur ein kopieren mit leichten Abänderungen - aber im Prinzip sind die Gene des Rockers bei Pistenski eben einfach die decambered nose der kessler Raceboards - und nicht die Full Rocker und teils noch Reverse Sidecut der ersten Freerideski damit damals. Klassischer Full Rocker gibts eh nicht mehr. Mindestens eine Flat Section in der Mitte, aber es ist halt mehr und mehr nur Nose und Tail gerockered aber noch Camber im Mittelteil übriggeblieben - da man sonst auf hartem Schnee einfach abschmiert - halt mit unterschiedlichen Längen des gerockerten Teils. Und auch beim Camber/Rocker waren Snowboardfirmen (ich glaub Lib Tech oder wars Santa Cruz?) damals die Vorreiter und nicht die Skifirmen. Wobei der Rocker Trend durch Skifirmen (bzw Mcconkey) ausgelöst wurde, als Full Rocker halt. Die Snowboards mit Rocker - sprich französische Swallowtails waren halt Nischenprodukte aus Manufakturen - keine Serienbretter aus großen Maschinen.

Wo Shane Mcconkey die Idee hatte (wie offiziell von Surfboards bzw Wasserski/Wakeboards gibt da unterschiedliche Aussagen, oder evtl doch bei ein paar französischen Freeridern mit gerockerten Powdersnowboards abgeschaut) wird nur er wissen. Definitiv war Shane Mcconkey der Auslöser des Rockerbooms im Freeridebereich. Die Franzosen aus LaGrave sind eher unter sich geblieben und auch wenn es schon Mitte der 90er einige Fans aus dem Ausland gab die quasi einen Rocker für mehr Boards forderten - hatten die einfach nicht die Medienpräsenz um das Thema rauszubringen. Im Renn/Pistenskibereich war es aber Kessler Snowboards mit der Entwicklung - und die gabs schon vor dem Pontoon von K2 bzw quasi Zeitglich mit der Kommerzialisierung des Volant Spatula.
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