Eine einfache Methode, den belagseitigen Winkel zu messen

Unpraktische Tipps, die niemand braucht ;-)
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NeusserGletscher
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Eine einfache Methode, den belagseitigen Winkel zu messen

Beitrag von NeusserGletscher » 01.03.2020 23:37

Um den belagseitigen Winkel zu messen, gibt es am Markt verschiedene Produkte. Einfache aus Blech gestanzte Lehren sind leider nicht unproblematisch in der Handhabung, Präzisionswinkel mit Messuhr nicht gerade billig.

Um einen Winkel zu messen muss man erst mal wissen, wo er anfängt. Wer denkt, das wäre der Übergang zwischen Kante und Belag, der liegt hier in der Regel falsch. Normalerweise schleifen die Vollautomaten in den Servicestationen bis zu einem vielfachen der Kantenbreite in den Belag, wenn sie mit den Steinen von unten die Kante abhängen. Schaut man genau auf den Belag, dann sieht man je nach Lichteinfall den Übergang zwischen Planum und belagseitigem Winkel. Bei einem Ski aus meiner Asservatenkammer, der derzeit ein Automatenfinish hat, liegt der Übergang ca. 6 mm von der Außenkante entfernt, an den Skienden sogar noch weiter. Das ist vermutlich für einen herkömmlichen Vollautomaten abseits der Maschinen, die im Worldcup eingesetzt werden, schon ein guter Wert. Präziser kann man die Kante zu Hause halt nur mit einem handgeführten Feilenwinkel abhängen.

Das grundsätzliche Problem ist also, dass man kleine Winkel schlecht messen kann. Kleine Distanzen dagegen schon.

Ein Haarlineal sollte jeder haben, der seine Ski selbst präpariert. Und selbst, wenn man seine Ski zum Service gibt, leistet ein Haarlineal gute Dienst um zu prüfen, ob der Ski plan ist. Sowohl vor als auch nach dem Service :wink: .

Was jetzt noch fehlt ist eine Fühlerlehre. Bei einem bekannten Internet Auktionshaus gibt es unter der Bezeichnung „Präzisions-Fühlerlehre 0,01 bis 0,10 mm, Abstandslehre, Ventillehre, 10teilig“ eine Fühlerlehre mit einer Einteilung von 10µ. Das ist zwar keine besonders feine Aufteilung, reicht aber für eine Beurteilung des Winkels völlig aus.
BelagseitigenWinkelMessen.JPG
Haarlineal und Fühlerlehre mit 10µ Einteilung
Beides zusammen ist für unter 50€ zu haben. Man wählt nun ein immer dickeres Plättchen der Fühlerlehre, bis dieses so gerade eben noch zwischen Haarlineal und Außenkante passt. Der Rest ist einfache Mathematik. Folgende gerundete Tabelle kann als Richtwert dienen (genauer geht es über die Winkelfunktionen):

Code: Alles auswählen

10µ	0.3°
20µ	0.6°
30µ	0.9°
40µ	1.1°
50µ	1.4°
60µ	1.7°
70µ	2.0°
Folgende Einschränkungen sind zu beachten:

- man misst hier keinen Winkel, sondern lediglich ein Winkel-Äquivalent
- die Werte stimmen nur, wenn der belagseitige Winkel exakt auf 2mm Kantenbreite geschliffen wurde
- der Wert eignet sich daher in der Regel nicht, um den effektiven Kantenwinkel (=Winkel der Seitenkante + belagseitiger Winkel) zu berechnen
- der Wert eignet sich aber hervorragend, um den zu erwartenden Kantengriff zu beurteilen bzw. wie gut der Service gearbeitet (oder gepfuscht) hat

Man sollte aber direkt nach dem Service messen. Wenn der Ski erst einmal gefahren wurde, dann nutzen sich Kante und Belag ab. Andererseits weiß man dann, wann der nächste Service fällig wird. Wenn man das nicht eh schon auf der Piste merkt.

Mit dem 10µ Plättchen kann man auch ungefähr testen, wie weit der Service in den Belag reingeschliffen hat.
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Re: Eine einfache Methode, den belagseitigen Winkel zu messen

Beitrag von elypsis » 02.03.2020 12:38

Die einfachste Methode ist, zunächst mit einem Haarlinear zu überprüfen, ob der Belag auch plan zur Kante ist. Sollte dem so sein, die Kante mit einem Eding-Stift markieren und danach mit unterschiedlichen Feilenlehren ermitteln, welcher Winkel aktuell eingeschliffen ist! Dabei fängt man mit einem größeren Winkel an und verkleinert so lange, bis die Eding-Markierungen weggeschliffen werden. Genauer geht nicht!

:D
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Re: Eine einfache Methode, den belagseitigen Winkel zu messen

Beitrag von NeusserGletscher » 02.03.2020 13:39

elypsis hat geschrieben:
02.03.2020 12:38
Die einfachste Methode ist, zunächst mit einem Haarlinear zu überprüfen, ob der Belag auch plan zur Kante ist. Sollte dem so sein, die Kante mit einem Eding-Stift markieren und danach mit unterschiedlichen Feilenlehren ermitteln, welcher Winkel aktuell eingeschliffen ist! Dabei fängt man mit einem größeren Winkel an und verkleinert so lange, bis die Eding-Markierungen weggeschliffen werden. Genauer geht nicht!

:D
Dabei musst Du aber auch genau mit der Feile genau den Punkt treffen, an dem die Kante abgehängt wurde. Was in der Praxis nicht so einfach ist, weil der Belag beim Schleifen gestaucht wird und anschließend wieder ein wenig über der Kante steht.
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Re: Eine einfache Methode, den belagseitigen Winkel zu messen

Beitrag von Pancho.Ski » 02.03.2020 13:50

Wird das jetzt nicht etwas akademisch? Ist ja alles formal korrekt und gibt ja wertvolle Denkanstöße, aber selbst die Hersteller arbeiten ja nach eigenen Angaben mit nennenswerten Toleranzen, Head z.B. nennt 0,8 - 1,2 als Nenngröße für die belagseitige Kante (I.Speed).
Was soll ich sagen, der Ski läuft praktisch betrachtet bestens... :wink:

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Re: Eine einfache Methode, den belagseitigen Winkel zu messen

Beitrag von NeusserGletscher » 02.03.2020 13:57

Pancho.Ski hat geschrieben:
02.03.2020 13:50
Wird das jetzt nicht etwas akademisch?
Wenn Du statt 17µ plötzlich 52µ hast (bei gleichem Winkel), nur weil der Service zu viel in den Belag reinschleift, ist es mit Sicherheit nicht mehr akademisch. Hier wurde ja schon von verschiedenen Usern beklagt, dass ein Ski nach einem Service nicht mehr so gut greift. Mir selbst hat ja mal ein Service einen Rennschliff versaut, das war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Man kann bei der Präparation der Kante viel falsch machen und offenbar gibt es viele Serviceleute, die alle Möglichkeiten kennen. :D
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Re: Eine einfache Methode, den belagseitigen Winkel zu messen

Beitrag von Pancho.Ski » 02.03.2020 14:02

Sicher. Ich würde meinen, dass da aber gröber gepatzt wurde, als die paar Haare breit...

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Re: Eine einfache Methode, den belagseitigen Winkel zu messen

Beitrag von NeusserGletscher » 02.03.2020 14:10

Ich schreib demnächst mal was zum Thema Kantengriff, die Grafiken habe ich schon im Kopf.

Nur mal am Rande: der Unterschied zwischen einer Presspassung und einer Wurfpassung beträgt oft auch nur wenige µ. Schau Dir mal Tabellen zum Thema Passungen an. Trotzdem entscheiden wenige µ darüber, ob das Werkstück klemmt oder gleitet.
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Re: Eine einfache Methode, den belagseitigen Winkel zu messen

Beitrag von Pancho.Ski » 02.03.2020 14:21

Der Vergleich zum Passungssystem greift hier nicht. Wir haben beim System Ski/Pistenfläche nichts im Ansatz ähnliches wie beim System Bohrung / Welle (oder Bolzen), für das das Passungssystem erdacht wurde.

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Re: Eine einfache Methode, den belagseitigen Winkel zu messen

Beitrag von Pancho.Ski » 02.03.2020 16:48

Pancho.Ski hat geschrieben:
02.03.2020 14:02
Sicher. Ich würde meinen, dass da aber gröber gepatzt wurde, als die paar Haare breit...
Ich hab jetzt interessehalber nochmals gegoogelt. Ein menschliches Haar hat einen Durchmesser von 0,05 bis 0,08 mm (50-80 µm), also mehr als der Unterschied zwischen 17 und 52 µm (=35 µm). Im ernst, ob sich die Kante jetzt buchstäblich um weniger als Haaresbreite mehr oder weniger vom Schnee abhebt, halte ich für ziemlich belanglos.

Dagegen erhebt sich eine „Feinripp“-Struktur, wie sie Pistenraupen im Schnee erzeugen, vergleichsweise wie ein Gebirgszug.

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Re: Eine einfache Methode, den belagseitigen Winkel zu messen

Beitrag von elypsis » 02.03.2020 17:43

NeusserGletscher hat geschrieben:
02.03.2020 13:39
Dabei musst Du aber auch genau mit der Feile genau den Punkt treffen, an dem die Kante abgehängt wurde. Was in der Praxis nicht so einfach ist, weil der Belag beim Schleifen gestaucht wird und anschließend wieder ein wenig über der Kante steht.
Schon klar, deswegen prüfst du ja zuvor mit dem Haarlineal, wie sich u. a. Kante und Belag zueinander verhalten. Sollte der Belag überstehen, greift die Feile zwangsläufig ins Leere!

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