Wachs oder kein Wachs – Das ist hier die Frage

Wissenschaftliche Informationen rund um das Thema Gleiten auf Schnee und Eis
Mr Snowstorm
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Wachs oder kein Wachs – Das ist hier die Frage

Beitrag von Mr Snowstorm » 18.09.2016 10:37

Gliding_Notifier.jpg
Diese Frage beantwortet der erste Artikel des Open Access Journals "http://team-snowstorm.de/Gliding.html".

Snowstorm Publishing hat den Anspruch, wissenschaftliche Information rund um das Thema Gleiten
auf Schnee und Eis aufzubereiten, und in populärwissenschaftlichem Stil darzubieten. Für das
Jahr 2016/2017 sind 10 Artikel geplant.

Erfolgreiches Gleiten!!
Matthias Scherge

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NeusserGletscher
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Re: Wachs oder kein Wachs – Das ist hier die Frage

Beitrag von NeusserGletscher » 19.09.2016 14:34

Hallo Matthias,

in dem Artikel "Wie dick muss ein Wachsfilm sein?" hätte ich mir gewünscht, dass Ihr auch den Einfluß einer Wärmebehandlung des Belags durch Thermobox oder IR-Strahler näher untersucht. In wie weit ist die Eindringtiefe von Fluor überhaupt ein Indikator für die Eindringtiefe von Paraffin-Wachs? In dem Artikel geht Ihr einfach über diese Frage hinweg und setzt beides gleich.

Es entspricht nun einmal allgemeiner praktischer Erfahrung, dass ein heiß gewachster Belag länger seine Gleiteigenschaften behält als wenn man nur mit kaltem Wachs aus der Tube oder der Sprühflasche arbeitet. Letzteres hat man je nach Schnee und Temperatur bereits nach wenigen Abfahrten heruntergefahren.

Im Gegensatz zu Euerer Schlußfolgerung, nach der die Schichtdicke ein zu vernachlässigender Faktor sei, hält bei mir ein heiß gewachster Belag mehrere Tage *1). Kann es sein, dass die Paraffin-Moleküle durch Diffusion wieder an die Oberfläche wandern? Oder bewirkt eine höhere Schichtdicke, dass der Belag tiefer getränkt wird und daher auch noch die Gleitfähigkeit erhalten bleibt, wenn die Oberfläche durch Abrasion an Material und Dicke verliert?

lg

Peter

*1) nicht streng wissenschaftlich sondern pragmatisch betrachtet. Solange der Belag noch nicht grau ist und gut gleitet, ist er noch optimal mit Wachs getränkt.
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elypsis
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Re: Wachs oder kein Wachs – Das ist hier die Frage

Beitrag von elypsis » 19.09.2016 15:23

NeusserGletscher hat geschrieben:Kann es sein, dass die Paraffin-Moleküle durch Diffusion wieder an die Oberfläche wandern?
Dem sollte aufgrund der beim Gleiten entstehenden Reibungshitze so sein. Letztlich lässt sich so auch erklären, warum der Wachsfilm auf hartem Schnee schneller runter ist als auf weichem.

Das Thema IR-Strahler interessiert mich ebenfalls. Die Ski meiner Frau wurden letzten Winter einmal mit dieser Technik gewachst. Das Ergebnis war in puncto Gleitfähigkeit und Haltbarkeit erstaunlich. Für zu Hause dürfte eine IR-Apparatur aber dennoch zu aufwendig sein.
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Re: Wachs oder kein Wachs – Das ist hier die Frage

Beitrag von NeusserGletscher » 19.09.2016 17:05

elypsis hat geschrieben:Für zu Hause dürfte eine IR-Apparatur aber dennoch zu aufwendig sein.
Eigentlich nicht. Du brauchst nur einen längeren Strahler (160 .. 180 oder zwei 80er ) zum Vorheizen und einen hitzebeständigen (gekachelten) Hintergrund. Aufgrund der Wärmekapazität kühlt der Ski ja nicht schlagartig ab und Du kannst das Wachs ruhig außerhalb der IR-Strahler einbügeln. Zuletzt hatte ich meine Ski mal in der Hotelsauna vorgewärmt. Da musst Du nur darauf achten, die Ski zu legen und nicht zu stellen. Denn der Temperaturunterschied zwischen oben und unten ist schon nicht klein.
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Re: Wachs oder kein Wachs – Das ist hier die Frage

Beitrag von Mr Snowstorm » 19.09.2016 18:07

Hallo zusammen,
Danke für die angeregte Diskussion!!

Der Effekt der Wärme wurde in "Wie dick muss ein Wachsfilm sein?" natürlich berücksichtigt.
Bild 2 links zeigt den Effekt des Fluoreintrags nach Heißwachsen. Das Pulver wurde bei ca 170 Grd C
gebügelt. Bild 2 rechts zeigt den Effekt bei Umgebungstemperatur.

Ein IR Strahler würde das Hineinkriechen des Wachses unterstützen, da durch die Wärmestrahlung die
Kettenmobilität des UHMWPE stark erhöht wird und einfach mehr Platz im Belag entsteht. Reibungswärme
kann durchaus Wachsmoleküle wieder zur Oberfläche befördern. Es würde also eine dickere und intensiver
durchmischte Wachs-Polymerschicht entstehen, die auch länger hält.
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Matthias

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Re: Wachs oder kein Wachs – Das ist hier die Frage

Beitrag von elypsis » 19.09.2016 18:28

NeusserGletscher hat geschrieben:Du brauchst nur einen längeren Strahler (160 .. 180 oder zwei 80er ) zum Vorheizen und einen hitzebeständigen (gekachelten) Hintergrund.
Interessanter Ansatz! Im Gegensatz dazu hatte ich diese Maschine (Wall Speed) kennengelernt:
http://www.bolt-wax-future.com/

Jedoch wurde das Wachs nicht aufgebügelt, sondern kalt auf die Struktur aufgerieben. Unter dem IR konnte man sehr genau beobachten, wie sich das Wachs verflüssigte und sofort einzog. Dieser Vorgang wurde so lange wiederholt, bis sich eine gleichmäßig flüssige Schicht auf dem Belag gebildet hatte.
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Re: Wachs oder kein Wachs – Das ist hier die Frage

Beitrag von TOM_NRW » 19.09.2016 18:41

Meine Ski lasse ich beim Servicemann immer "futuren", sprich das Wachs wird kalt aufgerieben und dann mit der Lampe (ähnlich wie die in dem Link) eingearbeitet. Meist braucht es 2-3 Durchgänge. Dann abziehen und auspolieren und ich bin glücklich. So behandelte Ski fahre ich zwischen 5-6 Tage ohne nachzuwachsen. Nur bei sehr aggressiven Kunstschnee hält es kürzer, aber immer mindestens 3-4 intensive Skitage.

Gruss Thomas

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Re: Wachs oder kein Wachs – Das ist hier die Frage

Beitrag von Uwe » 19.09.2016 20:10

elypsis hat geschrieben:Das Thema IR-Strahler interessiert mich ebenfalls ... Für zu Hause dürfte eine IR-Apparatur aber dennoch zu aufwendig sein.
Ich hab mir letztes Jahr mal so einen langen Infrarotstrahler gekauft:
http://www.klimaprofis.com/heizen/waerm ... 00w-2180mm

- An Regalarme gehängt
- Ski ca. 20 cm unten drunten auf Regalarme
- Lampe an
- Bischen Wachs auf Skibelag
- Wenn Wachs anfängt zu schmelzen (so ab 100°C) einen Wachsblock mit Silikonspachtel (zum Kuchenbacken ;-) ) über Belag "gerieben", bis der ganze Belag mit Wachs überzogen war
- noch 2-3 Minuten "einwirken" lassen
... und fertig ... am nächsten Tag abgezogen, ausgebürstet.

Geht zwar nicht schneller, als mit Bügeleisen, ist aber einfacher.
Dass es deutlich länger hält, würde ich - nach links/rechts-Vergleich - nicht behaupten wollen; dürfte eher gleich sein.
Das "Durchwärmen" der Ski dürfte auch nicht so wesentlich sein, da der Skibelag - wir wir dank Matthias jetzt wissen - keine POREN hat (die sich durch aufwärmen öffnen), sondern "nur" diese Flokati-Fransen. Da reicht es dann wohl auch, wenn die oberste Schicht des Belages warm wird; da muss nichts "einziehen".

Was ich aber künftig noch machen werde, ist das Ausbürten VOR dem Wachsen, um alte Wachsreste aus dem "Flokati" zu entfernen, und ihn für die neue Wachsaufnahme aufzustellen.
Uwe

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Re: Wachs oder kein Wachs – Das ist hier die Frage

Beitrag von elypsis » 19.09.2016 22:30

Uwe hat geschrieben:Was ich aber künftig noch machen werde, ist das Ausbürten VOR dem Wachsen, um alte Wachsreste aus dem "Flokati" zu entfernen, und ihn für die neue Wachsaufnahme aufzustellen.
Das wusste bzw. mache ich schon immer.

Für den Frico-Strahler aus dem Link wird eine max. Temperatur von 750 °C angegeben. Weiß einer, wie schnell diese erreicht wird und wie warm es dann 20 cm darunter noch ist?

Wenn ich Uwes Beschreibung lese, dann ist Wachsbügeln quasi steinzeitlich! :D
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Re: Wachs oder kein Wachs – Das ist hier die Frage

Beitrag von NeusserGletscher » 19.09.2016 22:51

elypsis hat geschrieben:Für den Frico-Strahler aus dem Link wird eine max. Temperatur von 750 °C angegeben. Weiß einer, wie schnell diese erreicht wird und wie warm es dann 20 cm darunter noch ist?
Diese Temperatur dürfte direkt auf der Quarzröhre herrschen. IR-Strahler wärmen durch Infrarotstrahlung. Diese nimmt in der Intensität mit dem Quadrat zur Entfernung ab. Zum Einbügeln wäre mir das zu heikel. Aber Du kannst ja mit einem Thermometer die Temperatur auf dem Belag kontrollieren.
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