Gedanken zum Ski-Level

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
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Surpries
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Gedanken zum Ski-Level

Beitrag von Surpries » 16.02.2016 22:05

Ich hoffe, mit diesem Beitrag nicht in ein Wespennest zu stechen. Aber beim regelmässigen Lesen des Forums kommt mir immer wieder der Verdacht, dass die Ski-Level Beurteilung in diesem Forum missverstanden wird. Um das gleich klarzustellen: Dies ist keine Kritik am hier geltenden Ski-Level, das seinen Zweck durchaus erfüllt und dessen Idee auch absolut sinnvoll und eigentlich eindeutig beschrieben wird:
Ein Ski-Level von 100 (=Maximalwert)
entspricht einem Skifahrer, der in allen Situationen sicher und sportlich unterwegs, und auch mit allen Skitechniken bestens vertraut ist.
Der Ski-Level ist KEINE %-angabe!
Ein Ski-Level von 100 bedeutet also NICHT, dass man ein 100% perfekter Skifahrer ist, sondern nur, dass man - in Verhältnis zum Durchschnitt - sehr, sehr gut ist!


Trotzdem fällt mir immer wieder auf, dass diese Skala offenbar von vielen Usern hier missverstanden wird resp. zu Selbstüberschätzungen führen kann. Nach meinem Verständnis ist die Skala in erster Linie für Skischüler entwickelt und sinnvoll (wobei selbstverständlich auch Fahrer mit einem Level weit über 100 von einem guten Instruktor noch viel lernen können). Sobald jemand aber ein versierter Skifahrer ist, der seit frühen Kinderjahren häufig und ambitioniert auf den Brettern steht, z.B. Rennen fährt oder sonst sportlich ambitioniert bleibt, sprengt er (oder sie) den Rahmen dieser Skala bei weitem. So gesehen ist in der offiziellen Legende vielleicht ein "sehr" zu viel reingerutscht. ;)

Vor diesem Hintergrund staune ich dann immer ein wenig, wenn Leute mit einem Ski-Level von 80 - 90 hier Technik-Tipps geben oder Beratung für den Kauf eines RD Skis suchen (oder gar geben). Das kommt wohl daher, dass manche Leute hier offenbar trotz allem das Gefühl haben, sie seien mit einem Ski-Level von 85 nur 15% hinter dem Maximal-Können eines Ski-Instruktors.

Nun tut das natürlich niemandem weh. Dennoch habe ich mich schon gefragt, ob es nicht sinnvoll und durchaus spannend wäre, den Level auszuweiten, das heisst, ohne an der bisherigen Bewertung etwas zu ändern, den Maximalwert z.B. auf 150 oder was auch immer zu erhöhen. Damit könnte man z.B. auch folgende Skills bewerten:
- schnelles Kurzschwingen auf schwerer Buckelpiste (nicht nur "flüssig und kontrolliert" auf einer "mittelschweren" Piste);
- Sprünge;
- Freestyle;
- Rennen;
- verschiedene spezifische Techniken für unterschiedliches Gelände.

Den Profis hier drinnen kämen sicher noch diverse Kriterien in den Sinn.

Wenn die Skala so angelegt wäre, dass eigentlich niemand mehr den Höchstwert erreicht, würde der Ski-Level auch unter Könnern zu einer spannenden Informationsquelle.

Eure Meinungen dazu interessieren mich sehr.

Mathi
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Re: Gedanken zum Ski-Level

Beitrag von Mathi » 16.02.2016 22:48

Hallo Thomas,

ich glaube bei Dir liegt ein Gedankenfehler vor.
Worum sollte ein Instruktor (Lehrer, Trainer) immer besser fahren als derjenige, den er schult? Übertragen - auch - auf andere Sportarten würde das bedeuten, dass ein Trainer, Übungsleiter etc. alles besser kann an der, den er trainiert.
Spielt ein Bundesligatrainer besser Fußball als seine Spieler?
Auch beim Skifahren kommt es auf die Fähigkeiten desjenigen an, der vermittelt.
Wichtig ist ein gutes Verständnis wie Fehler korrigiert werden können, also ein Einfühlungvermögen in die zu schulende Person, die ein Bewegungsfeedback fordert. Gefordert ist Einfühlungsvermögen in die Bewegungsmöglichkeiten des Fragenden. Was ist mit gegebenen körperlichen und technischen Vorraussetzungen möglich?
Dazu gehört große Erfahrung, aber nicht nur skifahrerisches Können.
Genauso verhält es sich bei Technikfragen!
Und daher wird hier im Forum gefragt.
Es erwartet doch wohl kaum jemand Antworten von jemanden, nur weil der besser Skifahren kann, sondern eher deswegen, weil es eben Leute gibt, die gut erklären können.
Leute die hier fragen, die setzen sich mit Material und Technik auseinander. Gehe einfach mal davon aus, dass deren Skilevel tatsächlich hoch ist!

Gruß
Mathi

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Re: Gedanken zum Ski-Level

Beitrag von HoTTrod » 17.02.2016 08:29

ich sehe das wie Thomas..
ein guter Sportler muss kein guter Lehrer sein und
ein guter Lehrer muss kein guter Sportler sein.
das gilt für alle Sportarten...
ich sehe mir den Ski-Level nicht wirklich an... ist ein nettes Gimmik..
man neigt aber dazu, sich selbst zu überschätzen..
Eigenwahrnehmung ist oft viel besser als die Fremdwahrnehmung :-)
LG Jens

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Re: Gedanken zum Ski-Level

Beitrag von elypsis » 17.02.2016 10:23

HoTTrod hat geschrieben:ein guter Lehrer muss kein guter Sportler sein.
Hättest du statt gut herausragend gesagt, bin ich bei dir. Letztlich muss ein Lehrer aber als Sportler so gut gewesen sein, dass er die Prüfungen für die angestrebten Lizenzen besteht!

Thomas möchte das Punktesystem so erweitern, dass niemand einen direkten Zusammenhang zwischen einer absoluten Skitechnik, die als 100% anzusehen ist und den derzeit maximal zu erreichenden 100 Punkten beim Ski-Level herstellen kann. Ob Forenuser so denken, weiß bzw. glaube ich nicht. Für mich persönlich ist dieser Index nichtssagend. Skifahren ist ein komplexer und dynamischer Prozess, der sich durch keine statische Punktezahl ausdrücken lässt. Letztlich teile ich aber Thomas Beobachtungen hinsichtlich mancher Antworten und Fragen zu Themenkreisen von Usern, die zumindest entlang ihrer ausgewiesen Ski-Level fraglich erscheinen.
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Re: Gedanken zum Ski-Level

Beitrag von Martina » 17.02.2016 10:35

Das Problem ist nicht das Skleveltool, sondern die Selbsteinschätzung.

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Re: Gedanken zum Ski-Level

Beitrag von NeusserGletscher » 17.02.2016 11:22

Surpries hat geschrieben:Wenn die Skala so angelegt wäre, dass eigentlich niemand mehr den Höchstwert erreicht
Auf der nach oben offenen Uwe-Skala ..... :D
Martina hat geschrieben:Das Problem ist nicht das Skleveltool, sondern die Selbsteinschätzung.
Oder Selbstüberschätzung. Immer wieder auch auf Pisten zu beobachten. :wink:
Was man selbst erledigt können andere nicht verkehrt machen.

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Re: Gedanken zum Ski-Level

Beitrag von latemar » 17.02.2016 11:48

Das Thema ist ja nicht neu. Und wird immer wieder diskutiert.
Bei einem neuen Mitglied, der nach Ski fragt, finde ich es immer ganz interessant. Und zwar im Zusammenhang mit dem Fragebogen.

4 jahre Ski fahren, je eine Woche, sucht FIS-RS bei einem Skilevel von 95.
Das ergibt keine Antwort oder besser "rette sich wer kann".

Wer nicht sehr häufig und regelmäßig Ski fährt kann gar keinen Level über 80 erreichen.
Ich persönlich habe inzwischen meinen Level 2x nach unten korrigiert. Einiges fahre ich inzwischen nicht mehr wie mit 35.


Gruß!
der Joe
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Re: Gedanken zum Ski-Level

Beitrag von NeusserGletscher » 17.02.2016 12:15

Gerade bei Skianfängern findet man aber gerade relativ oft krasse Fälle von Selbstüberschätzung. Ich habe mir das Tool gerade noch einmal angeschaut (wieso ist es eigentlich nirgends mehr verlinkt?). Abgesehen von dem Problem mit der subjektiven Selbsteinschätzung fehlen mir dort wichtige Fragen, etwa nach der Skipraxis oder auch beruflicher Qualifikation. Also nach Skitagen pro Jahr, Fahrpraxis insgesamt und etwa auch dem Alter. Wenn jemand 5 Tage im Jahr und 5 Jahre insgesamt angibt, dann dürfte der Algorithmus keinen besseren Wert als 50 liefern, unabhängig davon, was an den anderen Punkten angekreuzt wurde. Und ohne Diplom oder sonstige Qualifikation würde ich allenfalls FIS-Rennfahrern einen Level über 90 zugestehen.

Offensichtlich werden die Fragen aber gar nicht gewichtet. Denn wenn ich alle Fragen mit 100% beantworte und Frage 2 mit 0%, dann habe ich einen Skilevel von 92. Jemand, der auf blauen Pisten nicht sicher Skifahren kann, hat aber bestenfalls einen Level von 10.
Was man selbst erledigt können andere nicht verkehrt machen.

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Re: Gedanken zum Ski-Level

Beitrag von Willi1957 » 17.02.2016 14:47

Martina hat geschrieben:Das Problem ist nicht das Skleveltool, sondern die Selbsteinschätzung.
Genau das ist der Knackpunkt.
HoTTrod hat geschrieben:ich sehe das wie Thomas..
ein guter Sportler muss kein guter Lehrer sein und
ein guter Lehrer muss kein guter Sportler sein.
das gilt für alle Sportarten...
ich sehe mir den Ski-Level nicht wirklich an... ist ein nettes Gimmik..
man neigt aber dazu, sich selbst zu überschätzen..
Eigenwahrnehmung ist oft viel besser als die Fremdwahrnehmung :-)
LG Jens
Das trifft nach meiner Meinung für den Spitzensport absolut zu, z.B.
Fußballtrainer in einer höheren Klasse, oder Trainer von WC-Fahrern.
Die Zielgruppe für den normalen Skilehrer (Anwärter) ist allerdings der normale Konsumenten-Skifahrer. Hier sollten die Skills des Lehrers die des Schülers doch deutlich übertreffen. Zumal Sie im Gegensatz zum Beispiel Fußballtrainer den Sport gemeinsam und zur gleichen Zeit betreiben. Sonst liegt es eher auf der peinlichen Seite.
Servus,
Wilhelm

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Re: Gedanken zum Ski-Level

Beitrag von HoTTrod » 17.02.2016 16:33

Ein Lehrer in einer Sportart, egal welche, muss diese ja erlernt haben, also wird er ein Grundkönnen und ev. Fortgeschrittenen Status haben. Klar.
Und er wird die meisten Sachen auch vormachen können...
Aber um es jemanden beizubringen gehört ein viel wichtiges Können dazu: Pädagogik.
Struktur, Sprachverständnis, und Empathie...

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