Wer zahlt bei Unfall?

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thom
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Wer zahlt bei Unfall?

Beitrag von thom » 06.01.2014 08:29

Hallo zusammen,

die aktuellen Geschehnisse lassen mich darüber nachdenken, wer denn die verschiedensten Kosten bei einem Unfall auf Ski (im Skigebiet) übernimmt. Ich denke, Hafpflichtversicherung und Krankenversicherung stemmen im Fall der Fälle den größten Teil. Die Unfallversicherung springt bei Spätfolgen ein. Was ist aber z.B. mit den Bergungskosten? Diese können ja bei einer notwendigen Bergung mittels Hubschrauber oder anderem Gerät sicher auch recht hoch werden?

Habt Ihr dafür eine spezielle Versicherung und habt Ihr eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung für die Skireise nach Österreich?

Besten Dank für eine interessante Diskusson.

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peda
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Re: Wer zahlt bei Unfall?

Beitrag von peda » 06.01.2014 09:06

Bin mir nicht sicher ob alles richtig ist aber das ist wie ich es in Erinnerung habe:
  • Schuldfrage wird in der Regel vor Gericht erklärt
  • Schäden an anderen Skifahrern bzw. an fremden Material zahlt deine Haftpflichtversicherung
  • Deine Krankenhauskosten zahlt die Krankenversicherung (aber nur bis zu einem bestimmten Tarif - sollte die Behandlung in Österreich deutlich teurer sein als in Deutschland kann es meines Wissens nach zu einer Zuzahlung kommen)
  • Deine Bergungskosten sollte die Unfallversicherung zahlen (unbedingt schauen ob Hubschrauberbergung inkludiert ist) - die Differenz die nicht von der Krankenversicherung gedeckt ist sollte auch von der Unfallversicherung bezahlt werden
  • Deine Rücktransportkosten (z.B. Ambulanzjet) sollte die Unfallversicherung zahlen (unbedingt schauen ob das inkludiert ist)
  • Bei bestimmten Behandlungen kann sein, dass du in Vorleistung gehen musst, deshalb unbedingt schauen, dass du auch im Urlaub kurzfristig an Bargeld kommst
Ein kleiner Tipp am Rande von mir: auch wenn es nicht so sein sollte - wenn du eine Zusatzversicherung hast so werden die Ärzte im Ausland deutlich bemühter sein. Der Grund dafür ist, dass viele Krankenhäuser Zahlungsschwierigkeiten haben, da die gesetzlichen deutschen Krankenversicherungen erst mit 2 Jahren Verspätung zahlen.

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Re: Wer zahlt bei Unfall?

Beitrag von Uwe » 06.01.2014 09:09

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Re: Wer zahlt bei Unfall?

Beitrag von beate » 06.01.2014 09:57

peda hat geschrieben:Ein kleiner Tipp am Rande von mir: auch wenn es nicht so sein sollte - wenn du eine Zusatzversicherung hast so werden die Ärzte im Ausland deutlich bemühter sein.
Ja, das kann ich aus meiner 30 jährigen Erfahrung als Krankenschwester bestätigen!
Wir bekommen jedes Jahr viele Patienten aus Urlaubsregionen zurückverlegt.
Weil die Ärzte dort, aufgrund diverser Urlaubszusatzversicherungn so bemüht waren, haben sie mal eben neue Herzklappen, Bypässe, Herzkathederuntersuchungen, neue Kniegelenke, Augen Ops o.ä erfahren. Diese OP/spezial Untersuchungn stehen in 90% der Fälle, meist bei Rückführung aus südlichen Urlaubsländern, nicht in Zusammenhang mit der Erkrankung, weshalb sich der Pat am Urlaubsort ins Krankenhaus begeben hat.
Beate

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Re: Wer zahlt bei Unfall?

Beitrag von peda » 06.01.2014 10:02

Beate, das gibt es natürlich auch (mir sind auch solche Fälle bekannt) - mir sind aber auch Fälle mit dem anderen Extrem bekannt - d.h. Patienten ohne Zusatzversicherung wurden nur notdürftig versorgt und dann sofort entlassen/nach Hause zurückverlegt damit die Außenstände des Krankenhauses so niedrig wie möglich gehalten werden

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Re: Wer zahlt bei Unfall?

Beitrag von beate » 06.01.2014 10:57

peda hat geschrieben:Beate, das gibt es natürlich auch (mir sind auch solche Fälle bekannt) - mir sind aber auch Fälle mit dem anderen Extrem bekannt - d.h. Patienten ohne Zusatzversicherung wurden nur notdürftig versorgt und dann sofort entlassen/nach Hause zurückverlegt damit die Außenstände des Krankenhauses so niedrig wie möglich gehalten werden
Mir liegt es fern eine Grundsatzdiskussion zu beginnen!
Ich kann dir versichern, dass in den meisten westeuropäischen Ländern, die von dir genannte "notdürftige" Behandlung fast immer einer medizinisch notwendigen Grundversorgung entspricht, mit der der Patient dann in seinem Heimatland angekommen, weiter versorgt werden kann.
Dies ist innerhalb der EU gesetzlich geregelt und die Kosten hierfür sind immer gedeckt!
"Aussenstände" entstehen eigentlich nur dann, wenn die medizinisch notwendige Grundversorgung plötzlich in eine "rundum Wohlfühlversorgung" ausartet.
Dafür sind gerade wir Deutschen sehr anfällig, weil uns die Definition "medizinische Grundversorgung" aufgrund unseres extrem hohen eigenen Standards und der daraus resultierenden Ansprüche, an medizinische Versorgung, verloren gegangen ist!
In sehr seltenn Fällen sind Helirettungen medizinisch indiziert,die Rettung per Schlitten ist ausreichend.
Nur selten sind MRT, CT oder sonstige teure, bildgebenede Verfahren indiziert, meist reichen einfache Röntgenbilder.
Nur selten sind sofortige Operationen indiziert, trotzdem werden sie zB bei KB Rissen sofort vor Ort ausgeführt.
Eine medizinische Grundversorgung zB beim Ski fahren + klassischem Knie verdrehen, wäre:

-Bergung mit Schlitten
- Rö Bild und klinische Untersuchung beim Arzt oder im Krankenhaus vor Ort, um Knochendefekte auszuschliessen
- Versorgung mit Unterarmgehstützen, evtl Versorgung mit einer einfachen Schiene und evtl ein Rezept für Schmerzmittel
- Entlassung und weitere Versorgung in der Heimat

Das ganze nimmt wenig Zeit in Anspruch und an Kosten dürften ca 300€ für eine solche Versorgung anfallen.
Jetzt transferrieren wir das ganze Mal in ein Skigebiet wie zB Ischgl oder Montafon, in der eine private Klinik die Helilizenz besitzt und nur ihre Klinik anfliegt.
Die sind sicher sehr bemüht um dich aber das bedeutet auch schnell eine Verzehnfachung der Kosten.
Beate

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Re: Wer zahlt bei Unfall?

Beitrag von peda » 06.01.2014 11:14

beate hat geschrieben:Ich kann dir versichern, dass in den meisten westeuropäischen Ländern, die von dir genannte "notdürftige" Behandlung fast immer einer medizinisch notwendigen Grundversorgung entspricht, mit der der Patient dann in seinem Heimatland angekommen, weiter versorgt werden kann.
beate hat geschrieben:Dies ist innerhalb der EU gesetzlich geregelt und die Kosten hierfür sind immer gedeckt!"Aussenstände" entstehen eigentlich nur dann, wenn die medizinisch notwendige Grundversorgung plötzlich in eine "rundum Wohlfühlversorgung" ausartet.
Nein! Die EU sieht eine Zahlungsfrist von 2 Jahren !!! vor und diese 2 Jahre sorgen für Zahlungsschwierigkeiten bei vielen Krankenhäusern (es gibt viele kleine Krankenhäuser die über 20 Millionen Euro ausstehend haben - insgesamt warten die österreichischen Krankenhäuser auf 226 Millionen Euro) - weshalb teilw. versucht wird ausländische Patienten so schnell wie möglich wieder loszuwerden (selbst Operationen die in direktem Zusammenhang mit der Verletzung stehen werden teilw. nicht vorgenommen sondern es wird nur versucht die Patienten transportfähig zu machen). Es gibt wie du richtig erwähnt hast Verletzungen bei denen das die Therapie der Wahl ist, es gibt aber auch Verletzungen bei denen man mit sofortiger Operation die Folgeschäden minimieren könnte. Vor allem bei sportlichen Patienten sollte z.B. ein Kreuzband durchaus in den ersten 24h Stunden operiert werden - ansonsten muss man längere Zeit warten bis die Schwellung zurückgeht. Die dadurch entstehenden Gesamtkosten (Krankenstand etc.) sind meist deutlich höher als eine sofortige Operation im Ausland.

Aber wie du schon richtig erwähnt hast läuft das hier wohl auf eine Grundsatzdiskussion hinaus die nicht wirklich was mit dem eigentlichen Thema zu tun hat.

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Re: Wer zahlt bei Unfall?

Beitrag von NeusserGletscher » 06.01.2014 11:32

beate hat geschrieben:Eine medizinische Grundversorgung zB beim Ski fahren + klassischem Knie verdrehen, wäre:

- Entlassung und weitere Versorgung in der Heimat
Ich bin zwar kein Arzt aber soweit ich weiss besteht bei einer sofortigen OP die Möglichkeit, den Heilungsprozess zu beschleunigen, weil man sonst erst warten muss, bis Schwellungen wieder abgeklungen sind. Das kann u.U. mehrere Wochen dauern.
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Re: Wer zahlt bei Unfall?

Beitrag von elypsis » 06.01.2014 11:51

Meine Lebensgefährtin hatte in der vergangenen Saison in der Schweiz ein Crash, bei dem sich beide Beteiligten schwerer verletzten. Letztlich regelten die Haftpflichtversicherungen untereinander alle Kosten einschließlich Schmerzensgeld und diverser Entschädigungszahlungen. Voraussetzung dafür war jedoch, dass die örtliche Polizei ermittelte, was bei Körperverletzung automatisch passiert.
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Re: Wer zahlt bei Unfall?

Beitrag von peda » 06.01.2014 12:01

elypsis hat geschrieben:Meine Lebensgefährtin hatte in der vergangenen Saison in der Schweiz ein Crash, bei dem sich beide Beteiligten schwerer verletzten.
bei einem Crash mit mehreren Beteiligten sieht das natürlich anders aus - da sich nur sehr selten eine 100%ige Schuld für einen Beteiligten ergibt werden die Kosten meist von der jeweils anderen Haftpflichtversicherung übernommen

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