Sie war 17 Jahr, blondes Haar und hörte auf den zauberhaften Namen Zenzi Flachwiesn. Es begab sich in einer lauen Mainacht auf dem Heimweg vom Turnverein im Stadtpark. Ihr Name wurde zu meiner Strategie…
Oh Entschuldigung liebe Foristi, jetzt ist mir wegen des Threadtitels die Fantasie durchgegangen und ich hätte fast die verkehrte Geschichte erzählt.
Hier also nun von Ritschie Old Man Mountain al long story, maybi interessant oda a ned:
Es wird behauptet, man hätte mich 1953 im zarten Alter von 4 Jahren das erste Mal auf den heimischen Hügeln rund um Miesbach in baumwollenen Knickerbockers mit bunter, selbstgestrickter Pudelmütze auf etwas Hölzernem umherrutschen sehen. Dieses Etwas nannten die Erwachsenen Schi. Es waren ein Paar aufgebogene Holzlatten, versehen mit Eisenwinkeln und einem Lederriemen zur Fixierung der Schuhkappen. Für den Fersenhalt kam ein ausgeleierter Federseilzug zum Einsatz, der einen extremen Vorlagewinkel erlaubte; man hätte damit locker jede Vierschanzentournee gewonnen.
Nun waren jedoch seinerzeit die ungeschriebenen Gesetze streng, nämlich dass regional penibel geregelt war, wer aus welchem Kaff was machen darf und darin dann auch gut werden konnte und gefördert wurde. Schon im 3 km entfernten Nachbardorf befand man sich in der sportlichen Diaspora.
Ganz klar war, in Miesbach spielte man schon wegen dem Stadion Eishockey, die Haushamer waren zu blöd für Wintersport und konnten nur Fußball und aus Schliersee kamen traditionell die guten Skifahrer. Was die Bayrischzeller so machten weiß ich nicht mehr genau. Wahrscheinlich waren die in ihrem Loch da hinten meistens eingeschneit und haben den ganzen Winter nur Schnee geschaufelt.
Aufgrund dieses Oberbayrischen Kastenwesens kam es, dass sobald die Schule begann und der Sport ernst wurde, ich als Miesbacher Flachhügel-Rutscher auf Kufen und Puck umschulen musste und dort als talentiertes, flinkes Leichtgewicht den einen oder anderen, der zum Bodycheck auf mich ansetzte, geschickt ins Leere laufen ließ. Bei aller Wendigkeit hat es mich trotzdem einmal erwischt, und das gleich final mit Leberquetschung, Krankenhaus und dem ganzen Pipapo.
Weil nun plötzlich mein geliebtes Eishockey viel zu gefährlich war, hat mir die häusliche Macht diesen Sport fürderhin verboten und mich wieder auf die Bretter gestellt, wo ich mir im ersten Winter dann gleich als Protesthandlung das Schien- u. Wadenbein brach. Ällerbätsch, habe ich da gebleckt, jetzt habt ihr euren Dreck im Schachterl und euren Buam eingegipst bis oben zu den Weichteilen schulfrei auf dem Kanapee rumflacken!
In den Sechziger Jahren wurde dann jedes Wochenende auf der Skihütte verbracht und ich besaß inzwischen echte Keilhosen aus Popeline. Ich musste auf dem Weg zum Bahnhof keine Angst mehr haben, wegen dieser Wollknickerbocker ausgelacht zu werden; das ist heute noch für mich der größste Erfolg der Textilindustrie, Dermizax hin oder her! Bald bekamen die geschnürten Lederschuhe Schnallen und die in eine gefräste Nut gestückelten und geschraubten Stahlkanten wurden zukünftig innovativ aus einem Guss wie heutzutage mit dem Ski gepresst.
Mein erster moderner Ski, aus Holz und Kunststoff gefertigt, war ein Fischer S 100 (?), schätze in 205 cm mit verzahnten Winkelkanten. Ein Gedicht in schwarzer Klavierlackoptik mit einem puristisch weißen Streifen in der Mitte mit Zierstreifen am Rand in weiß-schwarz-weiß. Das weiß ich deshalb noch so genau, weil ich mir mit diesen blöden, neuartigen Winkelkanten ein 15 cm langes Stück von dem Zierstreifen tief herausgerissen habe. Ich heulte damals wie ein Schulbub, aber das war ok, ich war ja auch noch einer. Alle Versuche, das Teil mit Holzleim dauerhaft wieder anzukleben, schlugen fehl. Da fehlte einfach der Mann im Haus.
Meine Highlights waren die Oster-Fahrten in die Dolomiten. Ich war der 15-jährige Jungspund, den seine Mutter den Halbwüchsigen Schlierseern anvertraute. Originalton: „Bringt`s n Buam fei wieder g`sund hoam!“ Peinlich, als würde ich in den Krieg ziehen.
Beim Anblick dieser gewaltigen Berge überkam mich jedes Mal die Ehrfurcht und meine Heimatberge erschienen mir platt und uninteressant wie die Lüneburger Heide. Man muss nicht Sigmund heißen um zu verstehen, dass mich diese Fahrten so traumatisierten, dass ich heute noch darunter leide und zur Bewältigung regelmäßig dorthin in Therapie gehe.
Die Sella Ronda im heutigen Sinn gab es noch nicht. Wir sind viel mit dem VW-Bus zwischen den Pässen umhergekurvt. Die Langkofel Scharte zum Sellapass und auch die Scharte hinten runter nach St. Christina war Standardprogramm. Ich weiß nicht mehr, was sonst noch alles geschah.
1968 bis 1980 Skipause.
Ab 1980 wieder in Bayern zuhause, war ich nur sporadisch auf Ski. Da mal ein Skiurlaub in Frankreich, hier mal einer in Österreich oder Italien. Manche Saison ließ ich ganz schleifen, anderseits war ich wiederum so crazy, im August in Hintertux zu fahren. Sturm und Drang eben. Trotz dieser Unregelmäßigkeiten flutschte es jedes Mal sofort auf der Piste. Ist eben wie Fahrradfahren oder besser: einmal in Wollhosen gelernt, funktioniert es in Gore-Tex ebenso!
Anno 2000 schiffte ich dann mit beste Frau von Welt, die auch Ski in den Hausstand mitbrachte, in ruhigere Gewässer und der weiße Sport ward fortan unser erstes Hobby.
Gefahrene Ski der Neuzeit, an die ich mich erinnere:
Dynastar CMS Course, K2 KVC COMP, Völkl Renntiger (von mir, wenn er hinüber war auch mal gerne
umgesprüht), K2 Merlin III (mit piezoelektrischer Dämpfung und blinkender LED, das Head-Kers der 90er) Völkl P 60, Head Chip 71, Völkl Speedwall SL, Fischer Progressor 800, Elan Amphibio 14
Mitgemachte Kuriositäten (die mir nicht mal peinlich sind):
- Skiballett-Einlagen zur Show kurz vor der Liftschlange
- diese schrillen Musthave ELHO Klamotten
- Lowa Air Competition mit kleiner Pumpe (sah aus, als würde man den Blutdruck der Schuhe messen wollen)
- Paraplax Skiabweiser aufschrauben (die heutige UVO-Warze ist wahrscheinlich genauso bescheuert)
- mit Walkman, verstaut im Wimmerl, fahren
- mit Kneissl Big Foot radikale 50 cm Turns in die Piste graben
- diese peinlichen, langen Zipfelmützen, die bis zum Allerwertesten reichten
- coole, verspiegelte Gletscherbrillen mit Seitenschutz auch bei Nebel auf 1000 m tragen
So, das war meine Das-erste-Mal-Geschichte, die natürlich frei erfunden ist. Ich bin doch nicht blöd und poste so persönliche Sachen. Wir wissen doch alle, dass die Chefs heutzutage, bevor sie jemanden einstellen, die sozialen Netzwerke durchgoogeln.
Ach so, fast vergessen, ich bin ja Rentner und muss mich ja gar nicht nimmer nirgendwo nicht mehr überhaupt nicht bewerben. Glück gehabt, die Geschichte ist vielleicht doch ein bisserl wahr… Und wenn sie nicht gestorben sind, dann carven sie noch heute.