elypsis hat geschrieben: ↑15.11.2018 09:37
Das ist wünschenwert, entspricht jedoch nicht der Realität. Im wahren Leben ist ein 150 mm breiter Stein nahezu über seine komplette Breite strukturiert.
AFAIK ist der Stein ab Werk gar nicht strukturiert und wird darüber hinaus vor jedem Arbeitsgang (?) mit dem Diamanten abgezogen. Zum Planschleifen wird der Stein plan abgezogen. Für die anschießende Struktur wird eines von mehreren hinterlegten Mustern mit den Diamanten in den Stein geschnitten. Die Belagstruktur ergibt sich dann aus dem Muster, der Drehzahl des Steins und der Vorschubgeschwindigkeit.
Für eine fachlich korrekte Arbeitsweise müsste nun entweder die gleiche Struktur in mehreren Breiten im Programmspeicher hinterlegt werden oder, was bei einer Vektorgrafik überhaupt kein Problem wäre, die Breite variabel erfasst und eingestellt werden.
Leider ist Skiservice aber offenbar kein Ausbildungsberuf und die meisten "Serviceleute" wissen zwar, wo sie bei dem Automaten die Ski reinschieben müssen und wie man Rechnungen schreibt, aber mehr leider auch nicht.
Und dann passiert leider genau das, was Du beschrieben hast. Die Struktur wird völlig unsachgemäß auch in die belagseitige Kante geschnitten. Und weil der Kunde nun einmal keine Riefen in der Kante haben will, gehen die Pfuscher hin und schleifen so tief in die Kante rein, bis die Schleifspuren wieder raus sind.
Dann spielt es auch keine Rolle mehr, ob man die Kante formal um "0,5°" abhängt und dabei in den Belag reinschleift oder einfach gleich einen größeren Winkel wählt.
Vor allem finde ich es erschreckend, wie wenig dieses Wissen verbreitet ist. Ich habe lange damit gehadert, dass fabrikneue Ski nach dem ersten "Service" nie mehr so fuhren wie vorher. Wobei die meisten Ski ab Werk nur eine sehr feine Struktur haben. Oder halt ab Werk wie beschrieben nur in der Mitte eine Struktur aufweisen. Pausibel konnte es mir keiner erklären. Erst als ich unter identischen Bedingungen den selben Ski mit Rennschliff und anschließend aus dem Pfuschservice fahren konnte, wurde mir schlagartig klar, warum die Ski mal greifen und mal nicht.
Seit dem fahre ich meine Ski mit echten 0.5°. Ich habe keine Rennambitionen, aber ein sauber präparierter Ski hält eben auch auf hartem Schnee und Eis. Der Ski aus dem Pfusch-Service rutscht weg, da kann man ein noch so guter Skifahrer sein.
Offensichtlich beschäftigen sich aber immer mehr Skifahrer mit dem Thema, so dass zu hoffen ist, dass irgendwann auch mal in den Servicestationen eine ordentliche Arbeit geleistet wird, wo heute noch Murks abgeliefert wird.
Edit: die Struktur wird auf dem Stein negativ geschnitten. Was bedeutet, dass auf der gesamten Breite viel Material abgetragen werden muss und nur die Erhebungen stehen bleiben dürfen, welche die Struktur in den Belag schleifen. Das könnte die Pfuscher natürlich dazu verleiten, den Stein nicht nach jedem Paar Ski abzuziehen sondern mehrere Paar Ski mit der selben Einstellung durch den Automaten zu jagen. Klar, man könnte nun Ski vorher nach Breite sortieren, das kostet aber Zeit. Außerdem müsste man wissen, was man tut und darüber hinaus den Anspruch haben, eine fachgerechte Arbeit abzuliefern.
Das könnte ein Grund sein, schmale Scheifsteine zu verwenden, auch, um den Diamanten zu schonen.