Skischuhe Schmerzen

[Keromida]

Ich bin derzeit leider nur noch kurz in meiner Branche in Köln tätig, da ich ein Ingenieursstudium in 2 Wochen beginne. Ich hab jetzt insgesamt 4 jahre in meinem Beruf gearbeitet und Erfahrung sammeln können, aber da das Gehalt leider gerade so für einen alleine reicht und meine Freundin und ich von einem Eigenheim träumen, muss ich das Studium hinten dran hängen, aber mein Fachwissen wird dadurch ja nicht verschwinden

Also der Senk-Spreizfuß ist im Detail eine kombinierte Fußerkrankung. Sie besteht aus einem Senkfuß (1. Erkrankung) und einem Spreizfuß (2. Erkrankung).

Der Senkfuß beschreibt ein Absenken der medialen (innenliegenden) Längswölbung. Das heißt grob gesprochen, dass das nach Innen, zum Körpermitte hin, gerichtete Fußskelett zur Körpermitte absinkt bei Belastung. D.h. dein Fuß bekommt mehr Auftrittsfläche. Er wird also breiter. Oft erkennt man nach innen geknickte Sprunggelenke unter Belastung. Dann kommt auch noch eine leichte Knickfußkomponente mit dazu. Das alles liegt zu langen Bändern und Sehnen zu Grunde. Dies wiederum manifestiert sich im Kindesalter. Das bedeutet, dass du als Kind nicht sehr häufig deine Füße trainiert hast und dadurch die Bänder und Sehnen zu wenig an Stabilität gewonnen haben. Das ist aber nicht immer der alleinige Grund. Auch wenn man viel als Kind die Füße trainiert hat kann ein Senkfuß entstehen. Das liegt dann an der genetischen Veranlagung der Person.
Das Endstadium des Senkfußes ist der Plattfuß. Hier mal eine Grafik dazu was ich meine Bezüglich der Längswölbung.
[ externes Bild ]

Auf der rechten Seite sieht du die mediale Längswölbung. Diese Längswölbung ist vollständig gesund. Beim Senkfuß sinkt diese Kurve ab. Je nach Schweregrad (Grad 1 und Grad 2) mehr oder weniger. Das Entstadium dessen ist wie gesagt der Plattfuß. Dann wäre die Kurve keine Kurve mehr sondern eine gerade Linie. Das Absinken der Längswölbung hat dann Schmerzen zur Folge. Wobei sich der Schmerz je nach Person mehr oder weniger ausprägt.

Der Spreizfuß ist auf dem Bild auch zu sehen. Das ist der Knubbel in der Mitte den du angesprochen hast auf der Einlage. Mit diesem Knubbel, genannt Pelotte, wird die Querwölbung aufrecht erhalten. Beim Spreizfuß sinkt die Querwölbung ab und du läufst nicht mehr schön über den Ballenbereich bei der Abrollung, sondern setzt defakto schon mit den Metatarsalköpfchen auf dem Boden auf und das kann zu Schmerzen führen. Außerdem verbreitert sich die Auftrittsfläche des Vorfußes bei einem Spreizfuß. Mit der Pelotte wird die Querwölbung aufgerichtet und entlastet, sodass du den Fuß wieder ganz normal belasten kannst.

Das sollte auf jedenfall zu schaffen sein

[Andi25]

Okay super, Danke!
Aber wird in einem Skischuh nicht auch ein "gesunder" Fuß sozusagen platt gedrückt durch die vielen Schnallen?
Ist ja doch ein bisschen was anderes wie ein normaler Straßenschuh

Und kann sich der Senk-Spreizfuß auch verbessern/verschlechtern?
Verwende eigentlich fast überall Einlagen, außer zu Hause in den Hausschuhen nicht.

[elypsis]

Aber wird in einem Skischuh nicht auch ein "gesunder" Fuß sozusagen platt gedrückt durch die vielen Schnallen?

Platt gedrückt wird er nur dann, wenn ihm die passende Unterstützung fehlt.

[Keromida]

Grundsätzlich gilt erstmal folgendes zu Skischuhen zu sagen. Auch Skischuhe folgen einer anatomischen Form. Die Standardeinlagen die drinnen sind, sind im Regelfall leicht vorgeformt und untersützen den Fuß dadurch ein wenig. Das bedeutet im Endeffekt, dass die Schnallen den Fuß nicht zwangsläufig platt drücken. Ein gesunder Fuß würde dem auch entgegenwirken durch Anspannen der Zehenbeugemuskulatur (Musculus plantaris longus, Musculus triceps surae, Musculus tibialis posterior, Musculus flexor hallucis longus und Musculus flexor digitorum longus). Das sind die primären Zehenbeuger, wobei der plantaris longus und der triceps surae nur die Fußbeugung unterstützen in dem Fall, aber damit auch Druck auf die Fußsohle ausüben und das wiederrum dafür sorgt, dass die Zehenbeugemuskulatur gut anspannen kann. Alles im allen kann man das als sekundäres Fußmuskeltraining betrachten. Sekundär in dem Sinne, weil der Fuß nicht wirklich stark im Fußsohlenbereich der Muskulatur beansprucht wird und dadurch kein sehr großer Trainingseffekt eintritt, aber er ist meiner Meinung nach noch leicht vorhanden. Das kann ich aber leider so nicht zu 100% bestätigen. Es erscheint mir nur sehr logisch in diesem Sinne, da dieses Training ja so wäre wie Pilates, wo man durch Muskelanspannung ein Training erzielt. Wenn du deinen Fuß im Stand belastest, probier doch mal deine Zehen zu beugen. Du merkst dann wie der Mittelfuß nach oben gedrückt wird. Dieses nach oben drücken übernimmt für dich die Einlage, da du deinen Fuß im Alltag nicht so immens anspannst.

Fußerkrankungen wie der Senk-Spreizfuß bilden sich grundsätzlich nach abschluss der Wachstumsphase nicht zurück. Sie bleiben für den Rest deines Lebens erhalten und können im laufe der Jahre immer schlimmer werden. Einlagen helfen aber im Regelfall sehr gut die Schmerzen zu kompensieren und den Fuß zu stabilisieren. Nachteil von Einlagen ist jedoch, dass der Fuß nicht mehr eigenständig arbeitet, sich nämlich in dem Fall dann denkt, wozu er arbeiten soll, wenn die Einlage doch alles erledigt. Daher trag Einlagen nur wenn du draußen unterwegs bist oder du dich sportlich betätigst. Wenn du deinen Fuß etwas trainierst kannst du deinen Fuß durch Muskelaktivität stabilisieren und die Schmerzen werden mit der Zeit weniger werden. Übungen dazu können zum Beispiel das Zerreißen eines Zeitungsblattes in viele kleine Schnipsel sein. Wichtig dabei ist, dass du dies lediglich durch die Zehenbewegung erzielst und die Beine dabei so gut wie nicht bewegst. Oder was auch immer gut ist, wenn du dir einen Sack Murmeln kaufst, die Murmeln auf dem Boden verstreust und die mit den Zehen die Murmeln wieder einsammeln musst. Das sind alles wirklich gute Fußmuskeltrainingsmöglichkeiten, die mir damals mein Anatomielehrer empfohlen hat als ich ihn auf diese Thematik angesprochen habe. Ein versierter Physiotherapeut wird da aber deutlich mehr wissen als ich in Bezug auf diese Thematik.

[NeusserGletscher]

Das bedeutet im Endeffekt, dass die Schnallen den Fuß nicht zwangsläufig platt drücken. Ein gesunder Fuß würde dem auch entgegenwirken durch Anspannen der Zehenbeugemuskulatur (Musculus plantaris longus, Musculus triceps surae, Musculus tibialis posterior, Musculus flexor hallucis longus und Musculus flexor digitorum longus).

Die Frage ist, wie lange. Wie lange kannst Du denn ohne Entlastung in der Hocke sitzen, ohne dass Deine Musculi übersäuern? Im Schuh können die Muskeln kaum entspannen, so lange die Schnallen geschlossen sind. Ich kann mir vorstellen, dass die Muskulatur irgendwann nachgibt. Ebenso wie die einfachen Einlagen, deren Fußgewölbe auch keiner langen Belastung standhält. Oder?

[Keromida]

Das kann ich pauschal nicht beantworten wie lange man das aushält. Sowas ist von Person zu Person unterschiedlich. Das hängt da wirklich von einer ganze Menge Faktoren ab. Das Muskeln überlastet sind merkt man relativ schnell, da sich die Fußmuskulatur verhärtet und das zu einer Schmerzsymptomatik führen kann. Ein untrainierter Fuß, da stimme ich voll und ganz mit dir überein, wird einen Belastungszustand über viele Stunden kaum aufrecht erhalten können und wird nachgeben. Auch die Einlage welche sich in den Skischuhen befindet wird platter werden je länger man die Schuhe trägt. Das ist auch bei orthopädischen Einlagen der Fall, da das Material schwächer wird.

[Andi25]

Okay super, Danke!

Eine Frage hab ich nur noch, kann der Schmerz wirklich von dem Senkspreizfuß kommen,
also eigentlich bin ich mir fast sicher, nur wundert mich ein bisschen, dass das fast schon
schlagartig nach der 1 bzw 2 Abfahrt passiert. Stehen kann ich ohne Probleme in den Stiefeln ohne Schmerzen.

[Keromida]

Das ist jetzt schwierg zu beurteilen. Die Schmerzsymptomatik kann von unzureichender Stützung des Fußskelettes kommen, von für dich unzureichend passenden Schuhen (Die Schmerzen prägen sich im Stand meist nicht aus) oder die Einlagen die du bereits in den Schuhen trägst sind zu stark in ihrer Pelottierung ausgeprägt, was wiederum zu einer Überbelastung der Füße führt, wodurch Schmerzen entstehen können. Das sind die 3 Probleme die mir da ins Auge fallen und hier kann ich leider nicht weiter differenzieren weshalb deine Probleme auftreten. Nun müsste man probieren woran es liegt. Das aus meiner Sicht am wahrscheinlichsten ist ein unpassender Schuh oder nicht passende Einlagen.