Privat- vs. Gruppenunterricht

Alles zur Skitechnik. Siehe auch Berichte Carving- und Ski-Lehrplan, sowie Besser Skifahren für Fortgeschrittene
PK
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Re: Privat- vs. Gruppenunterricht

Beitrag von PK » 15.12.2009 22:17

Noch eines zum besseren Verständnis: Ich möchte mich hier mehr als Moderator einbringen, nicht als Ratsuchender für eine Entscheidung Privat- oder Gruppenunterricht. Mein Ziel bleibt daher weiterhin am Schluss der Diskussion sowas wie eine Orientierungshilfe für wirklich "Suchende" parat zu haben.

Carvi:
Ich bin etwas unschlüssig ob es für Anfänger wirklich gut ist, sich vorab seitenweise mit Forums- oder anderer Theorie einzudecken. Was wenn die angelesene Theorie sich dann in der Praxis plötzlich völlig anders darstellt? Auch ein mögliches Problem: Man könnte es sich als "Klugsch..." (wenn man mit dem angelesenen "prahlt") mit dem Lehrer verscherzen... :wink:

Dein Tipp sich die Schule oder Lehrmethoden live anzusehen. Dazu müsste der Beobachter ja nahe an die Gruppe/Einzelunterricht während des Unterrichts ran... für Anfänger schonmal kaum möglich. Auch bezweifle ich das es gern gesehen wird, wenn irgendjemand der Gruppe "wie ein Schatten" folgt...
Oder verstehe ich Dich falsch?

Martina:
Verstecken können ist ein gutes Argument. Andererseits kann der soziale Aspekt (andere sehen mich, ich muss also etwas leisten sonst bin ich unten durch) auch fördernd sein. Oder?

Aber ich sehe auch ein Problem: Ist man mit etwas zu wenig Selbstbewusstsein gesegnet, kann eine Blamage vor der Gruppe (Sturz, nicht auf Anhieb kapieren) auch sehr schnell die Lust rauben... Wie sind dazu deine Erfahrungen beim Einzelunterricht?

Und wenn ich lese "Schlag auf Schlag"
hmmm ... Dann habe ich eher das Gefühl der Lehrer (also nicht Du direkt, sondern allgemein gesprochen) will mir in 2 Stunden all das einpauken, was in der Gruppe einige Tage benötigt. Von Privatunterricht erwarte ich normalerweise etwas völlig anderes: Der SL stellt sich auf mich und mein Lerntempo ein...
Oder verstehe ich auch Dich falsch?

Und ein wichtiger Aspekt ist mittlerweile genannt worden:
Bei 2 oder 3 Privatstunden kann man bestimmte Dinge nur "anreissen", üben muss man es dann alleine. In einem mehrtägigen Unterricht dagegen stehe ich tagelang unter der Fittiche des Lehrers... der immer eingreifen kann wenn was falsch läuft.
Ist das der erste klare Pluspunkt "pro Gruppe"?
Servus aus Bayern!
Peter.

EO501
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Re: Privat- vs. Gruppenunterricht

Beitrag von EO501 » 15.12.2009 22:39

PK hat geschrieben:Mein Ziel bleibt daher weiterhin am Schluss der Diskussion sowas wie eine Orientierungshilfe für wirklich "Suchende" parat zu haben.
Ich als wirklich Suchender "lach, das klingt irgendwie blöd", habe für mich in diesem Jahr folgenden Preis/Nutzen Kompromiss gefunden:
Eine Woche intensiv übend im Skigebiet und davon ca. 4 Tage a 2 Privatstunden Damit hoffe ich beides zu vereinen. Einerseits die Effektivität der individuellen Anleitung (evtl. auch ein bewußtes "Überhäufen", "Schlag auf Schlag" in dieser begrenzten Zeit), danach genügend Freiraum zum reflektieren und üben und trotzdem "tagelang unter der Fittiche des Lehrers... der immer eingreifen kann wenn was falsch läuft".

Leider wird das aus persönlichen Gründen erst im März, kann dann aber gern berichten.

Michael

skiingman
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Re: Privat- vs. Gruppenunterricht

Beitrag von skiingman » 15.12.2009 22:42

ulli1 hat geschrieben:
kommt sicherlich auch auf den Kenntnisstand an; beim absoluten Anfänger kann ich mir das sehr gut vorstellen, beim Fortgeschrittenen wohl eher nicht ( ??? )
Das ist interessant, weil es sich gar nicht mit meinen Erfahrungen deckt. Ich habe das Gefühl, dass der Unterschied früher eher geringer war, weil sich vieles nur durch Übung eingeschliffen hat und deshalb seine Zeit brauchte.

Beim Fortgeschrittenen ist es hingegen manchmal so, dass es nicht darum geht etwas neues wirklich zu lernen, sondern es nur anders zu machen. Da können einige kleine Tipps und eine verhältnismäßig sehr kurze Übungszeit zu richtigen Quantensprüngen führen.

Das deckt sich doch auch mit dem Lernfortschritt ohne Kurs. Am Anfang wird auch der Autodidakt schnell besser, fährt dann aber jahrelang ohne sich weiterzuentwickeln seinen Stiefel. Für mich bedeutet das, dass der Fortgeschrittene leichter stagniert, wenn er einfach so für sich fährt, d.h. er in besonderem Maße individuelle Anleitung braucht. Danach müsste der Mehrwert des Privatunterrichts beim Fortgeschrittenen eigentlich höher sein.

Ich halte es übrigens so, ich mach am liebsten bei 5 Skitagen jeden Tag 2 Stunden mit einem Privatlehrer. Die Fortschritte die ich da mache, konnte ich in einer Gruppe so noch nicht realisieren. Bei mir geht die Rechnung ebenso wie bei Michael also auf.

LG

Markus

EO501
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Re: Privat- vs. Gruppenunterricht

Beitrag von EO501 » 15.12.2009 22:54

ulli1 hat geschrieben:
PK hat geschrieben:
Irgendwo habe ich hier vor Kurzem gelesen dass 2Privatstunden, 2Tagen Gruppenunterricht gleichgesetzt werden können...... Kann man das so stehen lassen?
kommt sicherlich auch auf den Kenntnisstand an; beim absoluten Anfänger kann ich mir das sehr gut vorstellen, beim Fortgeschrittenen wohl eher nicht ( ??? )
Hier würde ich gern noch mal eine Antithese zur Diskussion stellen:
Wie gehabt davon ausgegangen, dass einE LehrerIn "gut" ist (im Sinne von Martinas Definition von 15:18 Uhr)

Den Schneepflug und andere Elemente des absoluten Anfängers lernt man dann ebensogut in der Gruppe. Individuelle Feinstheiten spielen hier noch keine Rolle.
Je mehr man aber eigene Bewegungsmuster antrainiert hat und individuelle Besonderheiten zur Weiterentwicklung erkannt und gefördert werden müssen, desto wichtiger wird guter Privatunterricht.

Also m.E. genau entgegengesetzt zu Ullis Meinung.

Michael

Edit: Ups das war nicht mit Markus abgesprochen :wink: , er war nur etwas schneller...

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Re: Privat- vs. Gruppenunterricht

Beitrag von beate » 15.12.2009 23:08

Ich habe jahrelang nur Gruppenunterricht genommen, mit wechselndem Erfolg. Manchmal hats gepasst Gruppe/Lehrer/individuelles Arbeiten.
Nach meinem Skiunfall bin ich wieder im Gruppenunterricht gestartet. Ich wollte auf dem Niveau anknüpfen, wo ich aufgehört hatte. Es war der totale Reinfall. Ich war psychisch total blockiert und innerhalb der Gruppe vollständig isoliert. Dem Lehrer war ich total egal, er sagte nur, ich solle mich zusammen reissen.
Nach 3 Tagen habe ich aufgegeben und beschlossen, dass ich entweder ganz aufhöre oder nochmal richtig Gas geben möchte.
Ich habe mich bei einer damaligen Bekannten (Skilehrerin) gemeldet und gefragt, ob ich sie buchen kann.
Der Preis war ungeheuer für mich aber ich wollte auch nichts unversucht lassen, bevor ich es hinwerfe. Die Stunde hat mich total verwirrt und erst überfordert. Das war etwas komplett anderes als Gruppenunterricht. Ich war noonstop unter Beobachtung, bekam feedbacks. Oft wollte ich bestimmte Dinge, die sie vorschlug nicht machen, weil ich Angst hatte. Das war kein Problem, sie hat etwas anderes versucht und am Ende war ich körperlich fertig und ziemlich leer im Kopf. Abends im Hotel habe ich nochmal nachgedacht und festgestellt, wie wohl ich mich gefühlt hatte. Ich mußte mich keinem Gruppenzwang unterordnen, ich durfte Angst äußern, ohne das ich blöde Kommentare zu erwarten hatte. Ich habe viel über mich und mein Skifahren "erfahren" und durch das verbale feedback am Ende der Lektion wußte ich, dass ich mich nicht in mir getäuscht hatte. Fortan habe ich in regelmäßigen Abständen versucht, mit ihr zu fahren.
In meiner Situation war es für mich zu diesem Zeitpunkt genau der richtige Weg, privat Unterricht zu nehmen. Profitiert habe ich vor meinem Unfall auch vom Gruppenunterricht. Der Lernerfolg und die daraus resultierenden Fortschritte waren jedoch mit privat Lektionen deutlichst schneller. Ich hatte/habe allerdings auch eine fantastische Lehrerin :wink:
Beate

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Re: Privat- vs. Gruppenunterricht

Beitrag von goodie_1401 » 15.12.2009 23:39

Ich hab ja auch schon an sehr unterschiedlichen Dingen teilgenommen. :D Ich würde jedoch nicht alles als Unterricht einstufen wollen. Zum Teil war der Skilehrer schlechter als die Gruppen. Hier taten sich vor allem die Teamer der Billigreiseanbieter negativ hervor.

Machen wir uns doch nichts vor: der Erfolg von Skiunterricht hängt von mehreren Faktoren ab. Die Homogenität der Gruppe kann ein entscheidender Punkt sein. Manche legen den Fokus u.U. auf die Geselligkeit, plappern viel, machen lange Mittag und früh Schluss. Wer da ständig ausgebremst wird, wird sicher bald stinkig. In anderen Gruppenkurse entwickeln sich die Schüler sehr unterschiedlich. Der eine hat bald den Bogen raus, andere noch nicht. Kann man dem Lehrer dann da den Vorwurf machen, dass sich der eine langweilt oder der andere sich überfordert fühlt?
In Italien etwa packen die gnadenlos 12 Leute in eine Gruppe. Das finde ich viel zu viel.
Und das Problem gute/schlechte SL kommt auch noch ins Spiel.

Na ja und Einzelunterricht ist halt sauteuer.

Der beste Kompromiss für mich ist die Kleingruppe. 2-4 Lernende und ein SL halte ich für das Optimum. Man bekommt alles mit, die Kosten laufen nicht aus dem Ruder und gesellig ists meist auch.
Mein letzter Gruppenkurs war zum Normaltarif mit nur zwei Teilnehmern (Glück gehabt :-D ) und war genial.

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Re: Privat- vs. Gruppenunterricht

Beitrag von extremecarver » 16.12.2009 00:32

Ich denke es kommt sehr auf die Lernphase an in der man sich befindet. Preislich Sinn macht fuer Anfaenger IMHO vor allem Gruppenunterricht - auch durch die Motivation andere Schueler zu sehen.

Obwohl ich hier immer von Kleingruppen von 4-6 Schuelern spreche, mit mehr ist man als Lehrer bei Anfaengern (1-5 Tag) zwar nicht ueberfordert, aber es bleibt einem halt kaum Zeit sich mit jemanden zu vertiefen wenn man 8-10 in der Gruppe hat.

Fuer Fortgeschrittene finde ich es schwer pauschal Aussagen zu geben.

Wo Privatunterricht jedoch eindeutig das beste ist, sind Umstellungen (etwa auf Carvingski, erste Erfahrungen im Tiefschnee, ....) damit man hier sich moeglichst keine Fehler einlernt die passieren wenn der Lehrer grad mit jemand anders beschaeftigt ist.

Ist man einmal auf einem sehr guten Niveau (gleich kein Problem eine Skilehrerpruefung vom Fahrtechnischen zu bestehen) und hat eine Technik ohne grobe Fehler, ist Gruppenunterricht wieder besser, da man nun dank eingelernter Technik eh eine "Ewigkeit" braucht um etwas Neues wirklich umzusetzen. Neu lernen ist halt immer einfacher als umlernen. Kleine Fehler die sich eingeschlichen haben auszumerzen, braucht halt vor allem zig Widerholungen. Wobei dies dann sowieso ein Fall fuer Trainer und nicht Lehrer ist. Ausserdem koennen einem die anderen mit denen man trainiert auch wertvolle Tipps geben. Bei der Videoanalyse ist es ja auch meist sinnvoll hier mit der Gruppe zu analysieren als eine Privatanalyse zu machen. Hier gibt es eh nur im Freestyle/Race Bereich wirklich Training. Wer im Freeridebereich weiterkommen will ist meist auf sich allein gestellt (von der Fahrtechnik her - Routenwahl, Sicherheit, .... wird ja eh in der Gruppe besprochen).
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Re: Privat- vs. Gruppenunterricht

Beitrag von goodie_1401 » 16.12.2009 08:20

extremecarver hat geschrieben:da man nun dank eingelernter Technik eh eine "Ewigkeit" braucht um etwas Neues wirklich umzusetzen. Neu lernen ist halt immer einfacher als umlernen. Kleine Fehler die sich eingeschlichen haben auszumerzen, braucht halt vor allem zig Widerholungen. Wobei dies dann sowieso ein Fall fuer Trainer und nicht Lehrer ist.
Vom Volleyball her weiß ich, dass beim Umlernen ca. 350-450 richtige Wiederholungen von Nöten sind.
:o :-? :D

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Re: Privat- vs. Gruppenunterricht

Beitrag von Christian47 » 16.12.2009 10:12

Meines Erachtens ist das höchst inviduell. Grundsätzlich als Beginner in der Gruppe.In der "Freizeit" das Gelernte für sich persönlich versuchen umzusetzen. Je erfahrender man/frau ist seine Defizite durch Einzelunterricht oder Kleingruppe (3-5 Pers.) zu mindern. Den "Spaßfaktor" nie dabei vergessen.
Schulbildung ist kostenlos,in manchen Fällen auch umsonst.

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Re: Privat- vs. Gruppenunterricht

Beitrag von Cradle22 » 16.12.2009 10:18

Hi!
extremecarver hat geschrieben:Neu lernen ist halt immer einfacher als umlernen. Kleine Fehler die sich eingeschlichen haben auszumerzen, braucht halt vor allem zig Widerholungen.
Kleine Bestätigung: Ich hatte in den letzten drei jahren zweimal Privatunterricht, einmal bezahlt, das andere Mal "als Gefallen".
In beiden Fällen wollte ich, daß mir endlich eine vernünftig Buckeltechnik beigebracht wird. Und wir reden hier nicht von leicht buckeliger Piste. Geübt haben wir auf der Chassoure (4 Vallees), also verggleichbar Schweizer Wand, unregelmäßige Buckel, teils "Mannshoch".
Beide Fälle hatten nicht das von mir erwünschte Ergebnis (= flüssiges Buckelfahren bis unten hin, zumindest solange die Kraft reicht).
Und zwar lag es wohl daran, daß ich die Technik eigentlich kann (ich weiß, wann und wo ich drehen und wie entlasten muß), ich nur einen falschen Rhythmus wähle (bzw. mich zu sehr auf den aktuellen Buckel konzentriere), und dann aus dem Takt komme.
Dazu hätte ich sogesehen keinen Privatunterricht gebraucht; das wußte ich schon vorher. Resume beider Lehrer war: Da hilft nur üben, üben, üben.
Und manchmal macht es auch "Click", und es funktioniert für einige Zeit. Dann wieder nicht.

Insofern denke ich, daß Privatunterricht auf sehr hohem Niveau in Lernbereichen, in denen der Schüler schon relativ viel Erfahrung hat nicht sehr viel bringt. Höchstens, um einmal die Fehler aufzuzeigen und dann den Schüler üben zu lassen.

Meiner Freundin werde ich über Sylvester auch noch zu Einzelunterricht raten, sofern wir im Portes Gebiet eine Skischule mit Englisch / Deutschen Lehrern finden.

Gruß,


Arndt
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Tec. Dragon 110/Strolz Innenschuh

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