Unterschiede bei Off-Pistbindungen

Alles zum Thema Bindungen, Z-Wert, Platten, Stopper, etc.
Siehe auch Z-Wert Tabelle
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NeusserGletscher
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Unterschiede bei Off-Pistbindungen

Beitrag von NeusserGletscher » 01.11.2013 21:17

Moin moin,

angeregt durch die Diskussion über breite Ski habe ich mich auch mal mit dem Thema Bindung befasst. Das Angebot ist ja schier unüberschaubar.

Worin liegt nun der Unterschied in den einzelnen Bindungen?

Bei Tourenbindungen ist es die Geh- bzw. Aufstieghilfe, ausserdem geringes Gewicht.

Eine Freestylebindung wird in Parks eingesetzt. Warum haben solchen Bindungen dann eine Aufstiegshilfe?

Bei Freeride ist zwar auch eine Auftieghilfe drin, die Bindung ist aber stabiler gebaut, damit man damit über Klippen springen kann.

Aber wieso eignen sich diese Bindungen ingesamt weniger zum Carven? Liegt es am Gewicht? Wird der Ski zu unflexibel? Oder bieten Tourenbindungen weniger Kraftschluss, sind also weniger direkt?

Gruß

Peter


Edit: Überschrift und Text in der Hoffnung, dass jetzt klar wird, was ich meine.
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Willi1957
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Re: Unterschiede bei Off-Pistbindungen

Beitrag von Willi1957 » 03.11.2013 07:03

Hallo Peter,
die Fragen sind ein wenig schwer zu beantworten, da Du nach meiner Meinung von falschen Voraussetzungen ausgehst.

Ein Freestyler, der vornehmlich in Parks unterwegs ist, hat eine ganz bestimmte Vorliebe für Bindungen mit höherem Einstellwert und sehr stabiler Bauweise. Aber ganz sicher nicht mit Aufstiegshilfe. Selbst bei der Marker Duke (angeblich die stabilste Bindung mit Aufstiegshilfe) wird vom Hersteller von einer intensiven Nutzung im Park definitiv abgeraten. Meines Wissens sind Bindungen von Look, Salomon und Marker hier erste Wahl.
Bei Freeridebindungen (hoher Z-Wert) muss man sich grundsätzlich für oder gegen eine Aufstiegshilfe entscheiden. Die Bindungen mit Austiegshilfe sind relativ stabil, aber such schwer und sollen die letzten Meter 300-500 HM zum Erreichen des Startpunktes einer Abfahrt unterstützen. Für wirkliche Skitouren ab 1000 HM wäre das gesamte Setup eine echte konditionelle Herausforderung. Wer ausschließlich mit Liftunterstützung fährt , sollte sich keine Freeridebindung mit Aufstiegshilfe nehmen (ist billiger und stabiler).
Viele Freeridebindungen sind von ihrer eigenen Breite und auch der Stopper ausgelegt für Skier > 110mm Mittelbreite.

Der Hauptunterschied liegt meines Erachtens darin, dass sowohl Freestyle- als auch Freeridebindungen ohne Platte direkt auf den Ski montiert werden, also keine Systembindungen sind. D.h. kauft man sich solche Skier hat man die Qual der Wahl bei den Bindungen. Pistencarver werden ja fast ausschließlich als fertiges Set angeboten.
Eine Marker Jester z.B-, die für die optimale und direkte Kraftübertragung für breite Ski konzipiert ist, kann nach meiner Meinung natürlich auch auf jede Systemplatte montiert werden. Fürs Carven wird man da sicherlich keinen Unterschied merken, es sei denn ein positiver.
LG
Wilhelm
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Wilhelm

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Re: Unterschiede bei Off-Pistbindungen

Beitrag von NeusserGletscher » 03.11.2013 07:33

Hallo Wilhelm,

vielen Dank, dass Du zu so früher Stunde ein wenig Licht ins Dunkel trägst. Ich habe mich bei meinen Ausführungen ein wenig vom Product Finder auf der Marker Homepage irreleiten lassen.

Wenn ich dort als Einsatzgebiet Powder und Carving angebe, dann bietet mir Marker als Ergebnis genau keine Bindung an. :o

Allenfalls die schwere Duke soll eine Minimaleignung fürs Carven haben (1 von 3 möglichen Punkten), die Jester hat beispielsweise da keinen Punkt. Daher habe ich mich gefragt, welche konstruktiven Eigenheiten solcher Bindungen dazu führen könnten, dass sie sich nicht fürs Carven eignen soll. An der Standhöhe kann es IMHO nicht liegen, denn die beträgt bei der Jester 22 bis 25 mm, je nach Modell. Also weder zu viel noch zu wenig.

Fährst Du eine Jester und welches Modell, Schizo, Pro oder einfach Jester?

LG

Peter
Zuletzt geändert von NeusserGletscher am 03.11.2013 11:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Willi1957
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Re: Unterschiede bei Off-Pistbindungen

Beitrag von Willi1957 » 03.11.2013 08:25

Wir (mein Sohn und ich) benutzen zusammen unseren "Ski-Park" :-D
2 * Jester Schizo auf K2 Obsethed 118mm und einem K2 Pettitor 120mm
1* Duke K2 Seth 08/09 98mm
1 * Duke EPF Scott MegaDozer 120mm
3 * Fritschi Freeride für Tourenski 2* circa 80mm. 1* 94mm)
3 * Verleihbindungen mit Platten für 2 Pisten-Carver und einem Parkski (Scott Punisher 86mm) wegen schnellem Sohleneinstellen

Ich weiß, müsste mal ausmisten. :oops:

Grundsätzlich nutzen wir die Möglichkeiten der Schizo nicht, ist auf hinderste Position eingestellt. Ich habe bei engen Waldpassagen 3-4 mal die Schizo 3-4cm nach vorne gestellt (max. von unserer standardposition wären 6cm nach vorne möglich). Mein Sohn hat meines Wissens die Schizo noch nie verstellt. Beide Ski sind 189cm.
Servus,
Wilhelm

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Re: Unterschiede bei Off-Pistbindungen

Beitrag von maestro70 » 03.11.2013 10:48

@willi:
na ihr habt ja ne schöne Sammlung ;-)

Ich persönlich bin
- die Marker Jester Schizo auf nem Völkl Brigde gefahren. Nach anfänglichem 3 mal hin und herstellen der Bindung habe ichs dann auch gelassen. Im Alltagsgebrauch bleibt die Bindungsposition dann meisst, wo sie ist..

- die Marker Duke EPF auf meinem Rossignol Experience 98 gefahren (bzw. fahre sie noch). Hier reizte mich einfach, bei einem breiten Ski die -Möglichkeit- des (kurzen, wie von willi erwähnt) Aufstiegs. Ich persönlich spüre auf der Piste keinen Unterschied zu einer Rennbindung. Sehr stabil und direkt. Die Aufstiegshilfe ist eher für ab-und-zu gedacht und nur für kurze Aufstiege, da Bindung recht schwer, die Umlenkbolzen aus Plastik, du beim wechsel von Aufstieg auf fest (oder umgekehrt) mit dem Stiefel aus der Bindung musst...
Mich reizt einfach die Kombination von super Pistenperformance und der -Möglichkeit-, des Könnte-wenn-ich-wöllte, Aufstiegs...

Ich würde mal noch die (z.B. Look Pivot) Drehtellerbindung ins Rennen werfen
http://www.look-bindings.com/DE/DE/open ... -1314.html

Eine klasse Bindung. Ich bin die Pivot auf einem Rossignol S6 Jib gefahren und fand sie wirklich super, sehr direkter Kontakt zum ski... Hab dann aber beides zusammen im Set wieder verkauft...

Ich kenne einige, die diese Bindung sowohl im Park, als auch im Backcountry fahren.
Vorteile: sehr stabil, niedrigster Standpunkt (Schwerpunkt) auf dem Ski, hat die wenigsten Befestigungspunkte/Schrauben und diese sind nicht miteinander verbunden -> so wird die Biegelinie des Skis am wenigsten beeinflusst.
Nachteil: muss individuell auf dem Ski gebohrt werden und ist nicht auf verschiedene Schuhgrössen einstellbar.
Die Backcountryfahrer stört die fehlende Aufstiegshilfe nicht, da diese sich die Ski auf den Rücken schnallen u. Schneeschuhe benutzen.

(...u. nicht missverstehen, sind alles subjektive Eindrücke ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit... ;-) )
Ich bin nicht gestört ! Ich bin verhaltensoriginell !

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Re: Unterschiede bei Off-Pistbindungen

Beitrag von Mathi » 03.11.2013 12:35

Hallo Peter,
in diesem Dschungel muß man erstmal sortieren.
Nach meiner Meinung würde "ich" persönlich sortieren in

Freestylebindungen:
Gedacht für den Einsatz überwiegend Park und eigentlich für Parkschi produziert.
Da gibt es welche mit und ohne Aufstiegsfunktion.
Haben Freestylebindungen eine Aufstiegsfunktion, ist diese jedoch aufgrund Bauart und des Gewichtes nur bedingt für längere Aufstiege geeignet. Der Vorteil vieler Freestylebindungen liegt darin, dass sie nach hinten und vorne verstellbare Bindungsmöglichkeiten haben, damit man je nach Einsatzwunsch auf Park oder Geländeeinstellung optimieren kann. Die hochwertigeren Freestylebindungen haben dazu Drehteller an Vorder- und Hinterbacken. Bindungen gibt es mit und ohne Standerhöhungen. Es kommt auf die Breite der genutzten Schi und der Höhe der Bindungsposition an, wie schnell man diese Schi zum Carven auf die Kante bekommt.

Freeridebindungen:
Gedacht für Geländeeinsatz. Hier wieder mit oder ohne Gehfunktion. Bei den Freeridebindungen ohne Gehfunktion ist wieder zu unterscheiden zwischen mit oder ohne Standerhöhung. Auch bei den Freeridebindungen macht ein Drehtellermechanismus Sinn.
Bei Freeridebindungen kann entscheidend sein, in welcher Position diese auf dem Schi montiert sind.
Freeridebindungen mit Aufstiegsfunktion sind für Abfahrtsorientierte Geländenfahrer gedacht, die das Gelände in dem sie fahren wollen nur beschwerlich zu Fuß erreichen können.
Freeridebindungen mit Gehmechanismus haben durch die Gehschiene eine Standerhöhung.
Dazu kommt bei hochwertigen Freeridebindungen die Möglichkeit, eine Standerhöhung einzustellen.
Bei Bindungen mit Gehmechanismus unterscheidet sich bei den Herstellern die "Bequemlichkeit" bei der Einstellung der verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten für den Gehmechanismus. Außerdem unterschiedlich ist, wie Harscheisen angebracht werden können. Freeridebindungen sind für breite und schwere Schi gedacht. Zu den Carvingeigenschaften möchte ich persönlich das gleiche wie bei den Freestylebindungen sagen.
Unterschiedlich und für den Aufstieg nicht unerheblich ist das Gewicht der Bindungen. Eine für den Freerideeinsatz gebaute Bindung mit Aufstiegsfunktion ist deutlich schwerer als eine für den Toureneinsatz gebaute Bindung. Durch die Neuerungen der in letzter Zeit auf den Markt gekommenen Bindungen mit Aufstiegsfunktion sind die Übergänge zu den als Tourenbindung gedachten Bindungen fließend geworden.
Ich selber fahre aktuell Marker Baron und bin mit der Kraftübertragung dieser Bindung sehr zufrieden, außerdem fahre ich eine Look Pivot und eine Rossignol Axial (baugleich) mit denen ich auch sehr zufrieden bin.
Erfahrungen habe ich mit der Fritschi Diamir Explore, der Fritschi Freeride und der Naxo NX 21 gemacht (die Naxo NX 21 fand ich im Gegensatz zu einigen anderen super - wird aber glaub ich nicht mehr gebaut).
Aufgrund meiner gemachten Erfahrungen und der von mir gewünschten Einsatzzwecken werde ich mir daher nur noch Freerideschi mit Aufstiegsbindungen kaufen.

Tourenbindungen:
Für mich besteht der wesentliche Unterschied zu den Freeridebindungen mit Aufstiegsfunktion darin, dass diese mehr Aufstiegsorientiert sind. Sie sind möglichst leicht gebaut und eignen sich auch für lange Aufstiege. Im großen und ganzen zeichnen sie sich durch leichter zu handhabende Einstellungsmöglichkeiten der Aufstiegseinstellungsmöglichkeiten aus.
Der Hersteller Dynafit baut hier ein ganz leichtes Bindungssystem, dass sich vor allen durch den Einstieg von den anderen Tourenbindungsherstellern unterscheidet. Hierzu sind Schuhe erforderlich, die für den Einsatz in dieses System Vorbereitet sein müssen. Bei diesen Tourenbindungen fehlen Standerhöhungen.
Ansonsten sind bei den Herstellern hier auch Gehschienen üblich.
Ich finde persönlich, dass man bei den Tourenbindungen leichte Einbußen infolge der Kraftübertragung bei der Abfahrtstauglichkeit machen muß, dafür haben diese jedoch den Vorteil der Aufstiegserleichterung.

Gruß Mathi

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Re: Unterschiede bei Off-Pistbindungen

Beitrag von Willi1957 » 04.11.2013 05:09

maestro70 hat geschrieben: (...u. nicht missverstehen, sind alles subjektive Eindrücke ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit... ;-) )
Perfekt. Alles wird gut :-D
Servus,
Wilhelm

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